Rezension aus dem Kritischen Literaturdienst Fußverkehr (Krit.Lit.Fuss), Ausgabe 1/1992
Ausgangslage
Planungsmaßnahmen zugunsten von Fußgängerinnen und Fußgängern beschränken sich in bundesdeutschen Städten weitgehend auf die Einrichtung bzw. Ausdehnung von Fußgängerzonen oder werden als Bestandteil einzelner verkehrberuhigender Maßnahmen konzipiert. Eine Fußwegenetzplanung, die flächendeckende Verbesserungen im Fußgängerlängs und querverkehr zum Ziel hat, ist in kaum einer Stadt über das Stadium konzeptioneller Vorarbeiten hinausgekommen. An diesem Punkt setzt das von der verwaltungsunabhängigen Projektgruppe Fußwegeplanung Trier erarbeitete Fußwegekonzept für die Trierer Innenstadt an.
Inhalt
Grundlage von Verbesserungsvorschlägen für den Fußwegeverkehr bilden detaillierte Bestandsanalysen: eine Kartierung von Mängeln auf Gehwegen und an Fußgängerüberwegen, die Auswertung von Ampelschaltplänen, Verkehrszählungen, offene Interviews mit Passanten sowie eine Auswertung der Fußgängerunfallstatistik der Jahre 1979- 1988.
Die Analysen zeigen einen enormen Handlungsbedarf an: Rechnet man Hindernisse ein, standen im Jahr 1989 nur auf 23 % der untersuchten Trierer Gehwege mehr als 2,20 m zum Gehen zur Verfügung; bei rund einem Viertel der Fußgängerfurten lagen die Wartezeiten über 40 Sekunden, ein Viertel hatte Grünzeiten von weniger als 10 Sekunden. Rund die Hälfte der verunglückten Fußgängerinnen und Fußgänger wurde schwer verletzt.
Bewertung
Zur Erhöhung der Sicherheit, Schnelligkeit und Annehmlichkeit des Zu Fuß Gehens wird die Ausgestaltung eines durchgängig begehbaren, hindernisfreien, engmaschigen und gestuften Fußwegenetzes vorgeschlagen. Neben den aufzuwertenden innerstädtischen Wegeverbindungen, sollen Hauptfußwegeachsen die Verbindung in die Nachbarstadtteile herstellen.
Die für Netzabschnitte vorgeschlagenen Planungsmaßnahmen beziehen sich auf den
- Fußgängerlängsverkehr: z. B. Befreiung der Gehwege von Hindernissen (v.a. parkenden Kfz), Gehwegverbreiterungen bzw. Sperrung von Straßen für den Pkw Verkehr u.a.m.
- Fußgängerquerverkehr: Ausstattung aller Querungsstellen eines Netzes mit Fußgängerüberwegen, Gehwegaufpflasterungen über einmündende Straßen, Einrichtung fußgängerfreundlicher Ampelschaltungen an bestehenden Anlagen, Rückbau von Kreuzungsbereichen
- Aufenthaltsbereiche: Ausdehnung autofreier Gebiete (z. B. im Dombezirk), Befreiung städtischer Plätze von Pkw.
Die Vorschläge werden in ein integriertes Verkehrskonzept für die Stadt Trier eingebunden, das zum Ziel hat, motorisierten Verkehr zu vermeiden, einen größeren Teil der Verkehrsleistung auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern und den verbleibenden Kfz Verkehr insbesondere auf Hauptverkehrsstraßen zu beruhigen. Eine Dokumentation (u.a. mit der vom EG Parlament verabschiedeten "Europäischen Charta für Fußgänger") und eine Auswahlbibliographie schließen das an Planungsinteressierte auch außerhalb der Stadt Trier gerichtete Konzept ab.
Titel:
Notwendige Schritte für eine fußgängerfreundliche Planung am Beispiel der Trierer Innenstadt. Trier: Selbstverlag des Trier Forum e.V., Mai 1992, XI, 212 S., 42. Abb., 13 Tab., 33 Bilder, Lit.
Verfasser:
Clement Atzberger, Johannes Michael Nebe, Helmut Schad und Projektgruppe Fußwegeplanung Trier.
Herausgeber:
Trier Forum e.V. und BUND Kreisgruppe Trier Saarburg
Bezug:
Trier Forum e.V., c/o Dr. Johannes Michael Nebe, Im Treff 24, 5500 Trier, Tel. 0651/16239. Preis: 19,80 (inkl. Porto + Verpackung), für Studenten 16,80 DM.
Impressum:
Erstveröffentlichung dieses Beitrages im InformationsDienstVerkehr IDV, August 1992. Der Kritische Literaturdienst Fußverkehr Krit.Lit.Fuss erscheint seit 1992 als Beilage des InformationsDienstes Verkehr IDV und nach der Namensumbenennung ab dem Jahr 2002 vierteljährlich in der mobilogisch! Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung.
Autor dieser Ausgabe: Helmut Schad.
Herausgeber: FUSS e.V. Fachverband Fußverkehr Deutschland, Exerzierstraße 20, 13357 Berlin, Tel. 030/492 74 73, Fax 030/492 79 72, eMail:
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