Ausgangslage
Es ist allgemeiner Konsens, dass die autogerechte Stadt nicht mehr zeitgemäß ist; dies bedeutet, dass der öffentliche Raum in einer Weise neu zu gestalten ist, die andere Nutzungen ermöglicht und fördert.
Es sind kommunale Strategien erforderlich, die bewirken, dass sich sowohl die Stadtgestalt verändert als auch die Haltung der Bevölkerung und der Politik. Hierbei kann darauf gesetzt werden, dass die Bürgerinnen und Bürger eine angenehme, attraktive und auch belebte Stadtumgebung wünschen.
Die Kommunen haben durch ihre Planungshoheit vielfältige Möglichkeiten, die Fortbewegung zu Fuß als umwelt- und sozialverträglichste Verkehrsart zu fördern, zum Nutzen der Lebensqualität und Attraktivität der Kommune.
Eine ausführliche Darstellung der sich aus den Regelwerken ergebenden Mindestbreiten von Gehwegen bietet unsere Broschüre: „Wie breit müssen Gehwege sein?“ Kostenfreier Download hier.
Inhalt
Gleich zu Beginn werden die Leserinnen und Leser auf den Inhalt dieser Broschüre „eingestimmt“. Je stärker man von der Notwendigkeit der Fußverkehrsförderung überzeugt ist, desto leichter fällt eine gute Argumentation. Es geht schließlich darum, dass Stadtverwaltungen, Politik sowie Bewohnerinnen und Bewohner mit den Folgen des Leitbildes einer autogerechten Stadt umgehen müssen und ein anderes Leitbild zu entwerfen ist.
Es wird dargelegt, dass die Förderung der Mobilität zu Fuß hinsichtlich einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung von herausragender Bedeutung ist. Es sind viele kleine Schritte erforderlich, für die ein strategisches Vorgehen unerlässlich ist.
In den folgenden fünf Kapiteln, die kleinteilige, gut lesbare Unterpunkte enthalten, werden alle Themen behandelt, die mit Fußverkehrsförderung in Zusammenhang stehen.
In Kapitel 1 „Anknüpfen“ wird darauf hingewiesen, dass Fußverkehrsförderung alle Bereiche städtischen Lebens berührt: Urbanität, Sicherheit, Barrierefreiheit, Kinder- und Seniorenmobilität sowie Gesundheit. Die Minderung der Emissionen, die effektivere Nutzung der Flächen des öffentlichen Raumes, die Erweiterung/Vernetzung von Grünflächen und die Stärkung der lokalen Wirtschaft stehen ebenfalls damit in Zusammenhang.
Kommunen werden ermuntert, in Konkurrenz zu treten mit den fußgängerfreundlichsten Kommunen dieser Welt. Dafür sind u.a. zählbare Verbesserungen, „mit Zahlen überzeugen“, als Vergleichsmöglichkeit erforderlich. Entwicklungen zugunsten des Fußverkehrs lassen sich über eigene Haushaltmittel und auch über Fördermittel finanzieren.
Im Kapitel 2 „Voranschreiten“ wird empfohlen, verwaltungsintern Strukturen zu verändern. Unabdingbar ist zumindest eine Person in übergeordneter Position, die für Nahmobilität zuständig ist, da eine wirkungsvolle Fußverkehrsstrategie nur gelingen kann, wenn alle Abteilungen gut zusammenarbeiten.
Der politischen Willensbildung wird entscheidende Bedeutung beigemessen. Interessensgruppen sind frühzeitig einzubinden, da sie spezifisches Wissen einbringen. Das Fachwissen der Hochschulen kann genutzt werden.
Im Mittelpunkt einer Fußverkehrsstrategie steht stets ein Netz attraktiver und sicherer Fußwege, das die wichtigsten Ziele wie Schulen, Sportstätten, Haltestellen und Bahnhöfe einbindet. Dafür sind die örtlichen Gegebenheiten zu analysieren. Fußverkehrs-Checks sind gut vorzubereiten. Sie bieten Gelegenheit für Gespräche mit Verantwortlichen und Bürgern vor Ort. Es sind workshops anzusetzen. Ein Leitbild ist zu beschließen. Von großer Bedeutung ist die begleitende Öffentlichkeitsarbeit, wenn Maßnahmen für den Fußverkehr vorbereitet werden und umgesetzt worden sind. Die Aktivitäten für den Fußverkehr sind zu evaluieren; das ist gerade in diesem politisch sensiblen Aufgabenbereich von besonders hoher Bedeutung.
Im Kapitel 3 „Verorten“ werden spezielle Möglichkeiten zur Förderung des Fußverkehrs in verschiedenen Siedlungsbereichen (Innenstadt, innenstadtnaher Stadtteil, innenstadtfernerer Stadtteil und Gemeinde/Dorf) aufgezeigt. Kleinere Städte sollten z.B. eher umsetzungsorientiert vorgehen und sich einen engeren Zeitrahmen setzen, während größere Städte eher strategisch an eine Netzplanung herangehen sollten, die sich über mehrere Jahre erstrecken kann.
In Kapitel 4 „Anpacken“ werden Programme vorgeschlagen, auf die sich Kommunen konzentrieren können, z.B. die Gestaltung der öffentlichen Räume; der Wohlfühlfaktor spielt gerade bei der Mobilität zu Fuß eine entscheidende Rolle. Weitere mögliche Schwerpunkte: Entwicklung eines schlüssigen Fußverkehrswegenetzes, Aufwertung aller Gehwege, Schaffung von angenehmen Plätzen durch Reduzierung des Kfz-Verkehrsraums und der Geschwindigkeiten, Schaffung von mehr Querungsanlagen, gute Erreichbarkeit der ÖPNV-Haltestellen und der Bahnhöfe. Ein weiteres Thema: Die Entschärfung der Konflikte mit dem Fahrradverkehr; Maßnahmen für den (schnellen) Radverkehr dürfen nicht zulasten des Fußverkehrs gehen. Zum Anpacken dringend empfohlen wird außerdem die Verminderung des Motorisierten Indivualverkehrs (MIV), die ohne restriktive Maßnahmen nicht gelingt. Last not least: Kommunales Mobilitätsmanagement umfasst alle Verkehrsarten und hat zum Ziel, alle Menschen am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilhaben zu lassen.
Im 5. und letzten Kapitel „Zugreifen“ wird auf Regelwerke, Sammlungen von guten Beispielen und weitere hilfreiche Literatur verwiesen.
Bewertung
Es werden alle Themenbereiche, die mit der Förderung des Fußverkehrs in Zusammenhang stehen, konzentriert behandelt. Die Überschriften und Zwischenüberschriften machen neugierig; sie reichen von „Aufenthaltsqualität steigern“ bis zu „Zuständige Personen festlegen“. In aller Deutlichkeit wird vermittelt, dass Kommunikation und Vernetzung bei der Entwicklung einer Fußverkehrsstrategie von herausragender Bedeutung sind.
Die Broschüre ist sehr ansprechend gestaltet und bietet auch beim kurzen Durchblättern schon wesentliche Informationen zur Verbesserung der Bedingungen für den Fußverkehr. An den Seitenrändern befinden sich situationstypische Fotos mit Kommentaren, gut ausgewählte Zitate und kurze Begriffserklärungen mit Hinweisen auf websites zu vertiefenden Informationen.
Man merkt der Broschüre an, dass der Autor jahrzehntelange praktische Erfahrungen hinsichtlich der Durchführung von fußgängerfreundlichen Maßnahmen hat, bei denen umfassendes Wissen, gute Argumente und Verlässlichkeit in der Zusammenarbeit mit den handelnden Personen in den Kommunen eine wesentliche Rolle gespielt haben und spielen.
Die Broschüre sollte auf dem Tisch all jener Menschen liegen, die schon immer etwas für den Fußgängerverkehr unternehmen wollten, sei es auf Bundes-, Landes-, Kreis- und kommunaler Ebene. Hier erfahren Sie, wie es gehen kann!
Titel:
Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V. (Hrsg.): Schritte zur Einführung einer kommunalen Fußverkehrsstrategie, Handlungsleitfaden, 60 Seiten, zahlreiche Fotos, Zitate und Begriffsbestimmungen.
Verfasser:
Bernd Herzog-Schlagk, FUSS e.V. Fachverband Fußverkehr Deutschland
Bezug:
Download und Bestellung unter www.fussverkehrsstrategie.de > Handlungsleitfaden
Impressum:
Autorin dieser Ausgabe: Angelika Schlansky
Herausgeber: FUSS e.V. Fachverband Fußverkehr Deutschland, Exerzierstraße 20, 13357 Berlin, Tel. 030/492 74 73, Fax 030/492 79 72, eMail:
Möchten Sie, dass eine aktuelle Fachliteratur mit einem deutlichen Fußverkehrs-Bezug im Kritischen Literaturdienst Fußverkehr besprochen wird, nehmen Sie bitte mit FUSS e.V. Kontakt auf.