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Rezension aus der mobilogisch! Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung, Ausgabe 99/2019

Ausgangslage

Der Fußverkehr ist ein unverzichtbarer Bestandteil eines nachhaltigen Verkehrssystems. Schließlich beginnt jeder Weg zumindest zu Fuß – sei es zur Haltestelle des öffentlichen Verkehrs, zum Rad, zum neuen Trendsportgerät.

Würden alle Wegetappen, Teilstrecken und Umsteigewege in die Mobilitätsstatistik miteinbezogen werden, wären fast 70 % unserer täglichen Wege ohne Zufußgehen gar nicht zurücklegbar.

In Anlehnung an den Leitfaden zur Förderung des Radverkehrs wurden daher vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie auch Tipps für Maßnahmen zur Förderung des Fußverkehrs in Österreich herausgegeben.

Hierbei kommt auch Städten und Kommunen eine besondere Bedeutung zu, um die Bedingungen für das Zu Fußgehen zu verbessern.

Inhalt

Die Publikation veranschaulicht das Zusammenspiel von Umsetzung, Aufwand und Nutzen von Maßnahmen für den Fußverkehr.

Des Weiteren gibt die Broschüre einen Einblick in mögliche Handlungsfelder und Aktionen zur Förderung des Fußverkehrs einer Gemeinde.

Die Publikation fasst zu Beginn die aktuelle Lage des Fußverkehrs in Österreich kurz zusammen und liefert Argumente zugunsten des Zufußgehens.

Den Hauptteil bilden acht Aktionsfelder, die sich vom Einfluss der Raumordnungs- und Verkehrsplanung über die Optimierung des Fußverkehrsnetzes bis hin zu Informationen, Kampagnen und komplementären Maßnahmen spannen.

Als Maßnahmen werden beispielsweise die Einführung von Wohnstraßen, Begegnungszonen, die Schaffung von Fußverkehrsinfrastruktur (Widmungen und Genehmigungsverfahren) oder die Integration des Fußverkehrs in Routenplanern und Navigationssystemen vorgeschlagen.

Diese Maßnahmen sind thematisch gegliedert und mit einer groben Einschätzung des Kosten-Nutzen-Verhältnis aufgeführt. Dabei wird der finanzielle Aufwand als Richtwert in Euro angegeben, und die Faktoren Nutzen für den Fußverkehr und administrativer Aufwand in einer Skala von sehr gering bis sehr hoch eingeschätzt. Zusätzlich wird die öffentliche Akzeptanz in einer Skala von negativ bis positiv dargestellt.

Zusammenfassend werden die Top-5-Maßnahmen pro Aktionsfeld übersichtlich dargestellt. Beim Aktionsfeld Evaluierung und Beteiligung der Bevölkerung wird beispielsweise auf die Bedeutung von Vor-Ort-Begehungen hingewiesen. Darunter ist als eine der wichtigsten Maßnahmen die FußgängerInnen-Checks von Walk-space.at zu verstehen.

Darüber hinaus wird empfohlen, ausgewählte Straßenabschnitte temporär zu sperren und Kindern zum Spielen zur Verfügung stellen. Neben dem administrativen Aufwand fallen nur relativ geringe Kosten für die Umsetzung an. Mit geringem Aufwand können auch lokale Angebote, wie ansässige Betrieben, Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungen in fußläufiger Entfernung beworben werden. Dies motiviert zum Gehen und stärkt zudem die lokale Wirtschaft.

Bewertung

Die Publikation bietet einen Überblick über diverse Maßnahmen zur Förderung des Fußverkehrs. Diese sind kurz und prägnant geschildert, vielfältig - reichen von Planungswerkzeugen über rechtliche Vorschriften bis hin zu Beteiligung und Kommunikation.

Jede Maßnahme wird grob in ihrem Kosten-Nutzen-Verhältnis eingeschätzt, was bei Planung und Umsetzung den Gemeinden behilflich sein kann. Kritisch zu hinterfragen ist diese Publikation jedoch auch: Da sich Kosten, Nutzen und Akzeptanz je nach Region und Ausführung deutlich unterscheiden, ist es schwierig diese für jede Maßnahme zu determinieren.

Je nach Wissen und Kompetenzen der Gemeinde ist der Auslegungsspielraum der auszuführenden Maßnahme groß. Konkrete bereits ausgeführte Beispiele werden selten genannt. Weiterführende Informationen zu einer Maßnahme wären von Vorteil und würden diese greifbarer machen.

Zudem könnte für die konkrete Umsetzung auf weiterführende Vereine, Institutionen oder Büros verwiesen werden.

Die Publikation stellt einen Leitfaden für eine unterschwellige Einführung in kosteneffiziente Maßnahmen zur Förderung des Fußgängerverkehrs bereit. Sie ist zwar für Gemeinden gedacht, kann aber auch für andere AkteurInnen im Fußverkehr herangezogen werden.

Titel:

Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie – BMVIT: Kosteneffiziente Maßnahmen zur Förderung des Fußverkehrs in Gemeinden, Wien 2019

Verfasser:

Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Abteilung II/INFRA4 – Gesamtverkehr

Bezug:

www.bmvit.gv.at → Verkehr → Fuß- und Radverkehr → Publikationen. Hier steht die Broschüre zum Download bereit. Sie kann dort aber auch – solange der Vorrat reicht – kostenlos als Druckexemplar bestellt werden.

 

Impressum:

Erstveröffentlichung in der mobilogisch! Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung, Mai 2019. Der Kritische Literaturdienst Fußverkehr Krit.Lit.Fuss erscheint seit 1992 als Beilage des InformationsDienstes Verkehr IDV und nach der Namensumbenennung ab dem Jahr 2002 vierteljährlich in der mobilogisch! Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung.

Autor dieser Ausgabe: Dieter Schwab (walk-space.at).

Herausgeber: FUSS e.V. Fachverband Fußverkehr Deutschland, Exerzierstraße 20, 13357 Berlin, Tel. 030/492 74 73, Fax 030/492 79 72, eMail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., www.fuss-eV.de

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