Grob geschätzt jede und jeder Fünfte hat irgendeine Einschränkung. Manche zeitweise, zum Beispiel nach einer Sportverletzung oder mit Säuglingen. Manche haben sie von Geburt an; jede und jeden kann es im Lauf des Lebens treffen. Am stärksten sind ältere Menschen betroffen, die oft mehrere Einschränkungen zugleich haben. Da Zahl und Anteil der Alten zunehmen, wird eine barrierefreie Gehwelt immer nötiger. Denn Gehen ist für Ältere die wichtigste Mobilitätsform, mehr dazu hier. Auch Menschen mit Behinderungen gehen oft mehr als andere, weil viele kein Auto haben und ihre Wege sich im Wohnumfeld konzentrieren.
Meist geht es um die Freiheit von baulichen und physischen Barrieren – oder um Hilfen zu ihrem Umschiffen. Wichtige Themen sind zum Beispiel abgesenkte Bordsteine, für alle verständliche und benutzbare Ampeln, Rampen oder Aufzüge statt Treppen. Zwei Regelwerke machen zahlreiche Vorgaben für eine barrierefreie Gestaltung: die DIN-Norm 18040-3 für den öffentlicher Verkehrsraum und die Hinweise für barrierefreie Verkehrsanlagen (H BVA), die die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen herausgibt.
Verkehrsrecht kann Barrieren schaffen – oder abbauen
Neu im Fokus der Öffentlichkeit ist das Thema „Mehr Barrierefreiheit durch bessere Verkehrsregeln“. Hier geht es nicht nur darum, Raum und Sicherheit auf Gehwegen zu vergrößern, zum Beispiel durch wirksameres Fernhalten von Fahrzeugen. Wichtig für das Überqueren von Fahrbahnen sind mehr sichere Übergänge. Ein zentraler Faktor ist niedrigeres Fahrzeugtempo – Stichwort „30 statt 50“. Viele Menschen mit Einschränkungen können nur schwer Geschwindigkeiten abschätzen und sind akut gefährdet, fährt ein anderer schneller als angenommen. Der FUSS e.V. hat 2023 mit fünf Organisationen ein Bündnis gegründet, die die Interessen von über sieben Millionen Menschen vertreten – von Älteren, Menschen mit Behinderungen, Fußgängerinnen und Fußgänger. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass die Barrierefreiheit im Verkehr und im Verkehrsrecht ein höheres Gewicht erhält.
Ein gutes Verkehrssystem macht die Schwächsten mobil
Maßstab für ein gutes Verkehrssystem ist nicht sein Mobilitätspotenzial für die Stärksten, sondern seine Brauchbarkeit für die physisch und physisch Schwächsten und Verletzlichsten.