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Autos stehen auf dem Gehweg, sie lärmen auf der Fahrbahn und sie machen es oft schwierig und oft gefährlich, diese Fahrbahn zu überqueren. Mit ihnen erleiden Menschen zu Fuß die meisten und schlimmsten Unfälle. Kann es trotzdem eine friedliche Koexistenz zwischen Gehen und Autofahren geben? Wir sagen: Ja – aber dazu muss sich Autoverkehr den Sicherheits- und Mobilitätsbedürfnissen der Menschen zu Fuß viel stärker anpassen. Das betrifft vor allem Geschwindigkeiten, Vorfahrt- und Vortrittsrechte bei den häufigen Begegnungen und den in Anspruch genommenen Raum.

Wir meinen: Dazu haben die Menschen zu Fuß ein Recht, nachdem sie hundert Jahre lang buchstäblich an Rand gedrängt wurden, Gehraum genommen wurde, die vielen Unterbrechungen und Wartezeiten an Fahrbahnen den Fußverkehr drastisch verlangsamt haben.

Gutes Gehen als soziales Recht

Das ist auch ein soziales Recht: Unter den Gruppen, für die bestimmte Verkehrsmittel charakteristisch sind, unterscheiden sich die Menschen zu Fuß und im Auto am stärksten. Von den Menschen, die täglich oder fast täglich ganze Wege laufen, fahren laut Mobilität in Deutschland 2017 nur 37 Prozent täglich oder fast täglich Auto (dagegen von den Menschen mit Fahrrad im Haushalt 52 Prozent).

Die Menschen zu Fuß sind oft entweder jünger oder älter als die im Auto, sie sind urbaner, haben weniger Geld und sind etwas häufiger Frauen. Mehr Rechte fürs Gehen bedeuten sozialen Ausgleich, und das mit vielen weiteren Vorteilen für die Belebung der Städte und der lokalen Wirtschaft, für unkomplizierte, unaufwendige Mobilität, für Sozialleben und Gesundheit.

Von all dem mögen auch die profitieren, die sonst öfter Auto fahren. Oft gehen sie nur wenige, kurze Wege zwischen Start oder Ziel und Parkplatz. Wir bedauern sie für das, was ihnen dabei entgeht.