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Aber auch in der Hinsicht wird das Gehen unterschätzt. Die gründlichste Untersuchung zu Fußverkehr und Volkswirtschaft kommt von der TU Wien. Dort analysierte ein Forschungsteam alles, was mit Geld und Gehen zu tun hat – vom Straßenbau über Schuh-Umsätze bis zu Behördenarbeit mit Fußverkehrsbezug. Die Ergebnisse lassen sich weitgehend auf Deutschland übertragen, das eine ähnliche Lebensweise und Wirtschaft und fast gleiche Anteile von Großstädten und kleinen Orten hat.

Milliardenertrag mit Fußverkehr

Danach werden bei uns im Jahr über sieben Milliarden Euro im Zusammenhang mit dem Gehen erwirtschaftet. Fast die Hälfte davon ist Wegebau und -unterhaltung – meist nicht eigens fürs Gehen ausgewiesen, sondern als Teil des kommunalen Etas für ganze Straßen. Es folgen Schuhe und Kleidung für das Gehen draußen, die wir uns rund eine Milliarde im Jahr kosten lassen – insgesamt eine gewaltige Summe, aber mit einem Euro pro Mensch und Monat lächerlich wenig. Schon an dritter Stelle stehen Leistungen, die Behördenmitarbeiter für das Gehen erbringen – Planung, Bauaufsicht, Sorgen für Ordnung und Sauberkeit und mehr.

Das alles ist nur der direkte Effekt. Aber Geld, das jemand mit dem Gehen verdient, wird wieder ausgegeben und ernährt andere, die von diesem Konsum profitieren. Dies eingerechnet, dürfte der volkswirtschaftliche Nutzen in Deutschland rund 16 Milliarden Euro betragen.

Die österreichische Studie errechnet auch die mit dem Gehen direkt verbundenen Arbeitsplätze; übertragen und Deutschland verdienen rund 50.000 Menschen ihr Geld mit dem Gehen – mit allen indirekten Effekten sogar weit über 100.000. Natürlich hat auch der Staat etwas davon: Die Österreich-Studie lässt für Deutschland auf rund 2,5 Milliarden Euro Steuereinnahmen im Jahr schließen. Nicht eingerechnet ist der starke Gesundheitseffekt, mit dem das Gehen für einen gewichtigen Teil der Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens in Deutschland sorgt.