Modellstädte
Im Rahmen unserer Projekte zu kommunalen Fußverkehrsstrategien haben wir seit 2016 in 17 ausgewählten Städten Verwaltungsgespräche, Begehungen, Workshops und Fußverkehrs-Checks mit verschiedenen Stakeholdern durchgeführt. Dabei sind zahlreiche Hinweise und Ideen zusammengekommen, die wir den Kommunen als Empfehlungen an die Hand gegeben haben. Wir laden Ihre Kommune ein, sich hiervon zu Maßnahmen für die Förderung des Fußverkehrs inspirieren zu lassen.
- Die ersten fünf Modellstädte waren in den Jahren 2016 bis 2018 aktiv daran beteiligt, den Handlungsleitfaden zu erarbeiten.
- Weitere sieben Modellstädte haben in den Jahren 2018 bis 2020 daran mitgewirkt, die ersten Erfahrungen zu vertiefen und Handlungsschritte zu erproben.
- Weitere fünf Modellstädte haben im Rahmen des Projekts „Gut gehen lassen“ in den Jahren 2021 bis 2023 den Fokus auf kleinteilige Maßnahmen und die Einbeziehung interessierter Laien („Quartiersgeher:innen“) gelegt.
- Darüber hinaus haben viele weitere Kommunen ihr Interesse an einer Projektteilnahme bekundet, konnten aber bisher nicht als Modellstädte beteiligt werden. Wir hoffen, diese über weitere Projektförderungen in den nächsten Jahren einbeziehen zu können.
Weitere Informationen erhalten Sie durch Anklicken der Marker in der nebenstehenden Karte oder durch Auswahl der Städtenamen in der unten stehenden Auflistung.
Übersicht über die Projekt-Modellstädte
Chemnitz
Die Stadt Chemnitz liegt im südwestlichen Teil von Sachsen und hat etwa 241.000 Einwohnende. Wegen der Größe der Stadt sollen sich die fußverkehrsrelevanten Betrachtungen auf die Innenstadt sowie die Stadtteile Kaßberg und Brühl konzentrieren.
Im März 2023 wurde der FUSS e.V. damit beauftragt, durch verschiedene Fußverkehrs-Checks und Verwaltungsabsprachen eine Schwachstellenanalyse zur Ermittlung des Handlungsbedarfs für das Projekt „Barrierefreie Fußwegeverbindungen vom Hauptbahnhof zum Besucherzentrum: Chemnitz Kulturhauptstadt Europas 2025“ durchzuführen.
Die Vorschläge sind in der
- Vorstellung der Expertise (PDF) beim Abschlussgespräch am 22. Juni 2023 kurz zusammengefasst (9 Seiten). Darüber hinaus finden Sie hier die sehr umfangreiche
- Expertise (PDF) mit dem Empfehlungsstand ebenfalls vom 22. Juni 2023 (91 Seiten).
Derzeit werden zehn prioritäre Situationen weiterentwickelt und die Baumaßnahmen wurden bereits im Jahr 2023 gestartet.
Die Projektaktivitäten aus dem Jahr 2017 sind streckenweise in die 2023 zur Umsetzung vorgesehenen Maßnahmen eingeflossen. Die Projektergebnisse finden Sie im Download-Bereich.
Downloads:
- Fußverkehrs-Check: Vom Hauptbahnhof zum Zentrum
- Fußverkehrs-Check: Beobachtungen im und um das Zentrum herum
- Fußverkehrs-Check: Punktuelle Betrachtung ausgesuchter Situationen im Stadtteil Kaßberg
- Fazit aus den Fußverkehrs-Checks
- Fußverkehrs-Check: Institutionen, Verbände, Politik
- Befragung von Zufußgehenden
- 1. Workshop: Chemnitz – Wo stehen wir und wo wollen wir hin?
- 2. Workshop: Chemnitz – Wie wollen wir unsere Ziele erreichen?
Eisenach
Die Stadt Eisenach hat etwa 43.000 Einwohnenden und befindet sich ganz im Westen von Thüringen und damit in deutscher Mittellage. Eisenach ist bekannt als Standort für die Wartburg, in der Martin Luther einige Zeit unterkam.
Das Projekt zielt darauf ab, fußverkehrsrelevante Fragestellungen zu ermitteln und die Stadt damit in ihrem Vorhaben zu unterstützen, den noch gültigen Verkehrsentwicklungsplan aus dem Jahre 1994 bis zum Jahr 2018 neu aufzustellen. Da 2017 der 117. Deutsche Wandertag in Eisenach stattfindet, soll dieser Anlass dafür genutzt werden, darauf aufmerksam zu machen: Die Stadt wird als Ausgangspunkt für Wanderungen, zum Flanieren in der Innenstadt und auch durch Alltags-Fußverkehr genutzt.
Jena
Die Stadt führt den Untertitel „Lichtstadt“ und liegt im „Grünen Herzen“ Deutschlands im landschaftlich reizvollen Saaletal in Thüringen. Sie hat mit ihren 34 Ortsteilen insgesamt rund 107.000 Einwohnende. In der Stadt ist die ältesten Universität, die Friedrich-Schiller-Universität, zu finden. Darüber hinaus beherbergt Jena zum Beispiel mit der Max-Planck- und Fraunhofer-Gesellschaft sowie der Leibniz-Gemeinschaft zahlreiche Institute und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen.
Das Projekt bezieht sich in seiner Zielsetzung auf den Verkehrsentwicklungsplan aus dem Jahre 2002 und verfolgt als Teilziel, die Aspekte des Zufußgehens in diesem Sinne zu konkretisieren. Es möchte sich einbringen in die laufende Diskussion zur Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes und zu den Leitlinien der zukünftigen Mobilität in Jena.
Downloads:
- 1. Fußverkehrs-Check der Verkehrsachse östlich der Innenstadt – „BlitZlicht“ (mit Mängelanalyse, Lösungsansätzen und Fazit)
- 2. Fußverkehrs-Check der Verkehrsachse östlich der Innenstadt – „Wetterleuchten“ (Protokoll)
- 1. Workshop: Jena – Wo stehen wir und wo wollen wir hin?
- 2. Workshop: Jena – Wie wollen wir unsere Ziele erreichen?
Marl
Die Stadt Marl liegt zwischen dem Münsterland und dem nördlichen Ruhrgebiet (Kreisstadt Recklinghausen) in Nordrhein-Westfalen mit circa 86.000 Einwohnenden. Sie ist erst in der Mitte des letzten Jahrhunderts aus damals acht einzelnen Stadtteilen entstanden und der neunte Stadtteil, die Stadtmitte, wurde auf vorher ungenutzter Fläche geplant und gebaut.
Das Projekt knüpft an die Ergebnisse der intensiven Planungsgespräche, Bürger:innenforen und dem im September 2016 veröffentlichten Integrierten Verkehrskonzept der Stadt an und verfolgt das Ziel, die Aspekte des Zufußgehens in diesem Sinne zu konkretisieren.
Rendsburg
Die Stadt Rendsburg in der Mitte von Schleswig-Holstein hat rund 28.000 Einwohnende, aber mit den benachbarten Städten und Gemeinden umfasst der „Lebens- und Wirtschaftsraum Rendsburg“ circa 70.000 Einwohnende. Sie ist die wohl einzige Stadt im deutschen Binnenland mit einem richtigen Seehafen. Um den Hochseeschiffen, die mitten durch die kleine Stadt Rendsburg fahren, eine Durchfahrthöhe von 42 Meter bieten zu können, musste eine entsprechend hohe Eisenbahnbrücke gebaut werden. Da aber normale Bahnzüge nur eine höchstmögliche Steigung von 1:150 überwinden können, wurde die Brücke in einer elliptischen Schleife geführt und ist etwa 4,5 Kilometer lang. Dieses durchaus als gigantisch zu bezeichnende Bauwerk ist das Wahrzeichen der Stadt (siehe Foto).
Das Projekt zielt darauf ab, fußverkehrsrelevante Fragestellungen zu ermitteln und die Stadt damit in ihrem Vorhaben zu unterstützen, den Gesamtverkehrsplan aus dem Jahr 2002 und das Klimaschutzteilkonzept aus dem Jahr 2016 umzusetzen.
Downloads:
- 1. Fußverkehrs-Check: Rendsburg – Drei Wege in die Altstadt – „BlitZlicht“ (mit Mängelanalyse, Lösungsansätzen und Fazit)
- 2. Fußverkehrs-Check – „Stadt wahrnehmen!“ (Protokoll)
- 1. Workshop: Rendsburg – Wo stehen wir und wo wollen wir hin?
- 2. Workshop: Rendsburg – Wie wollen wir unsere Ziele erreichen?
Modellstädte im Projekt „Bausteine für Fußverkehrsstrategien“ (2018 – 2020)
Coesfeld
Die Stadt Coesfeld liegt mit rund 37.000 Einwohnenden im Westmünsterland und nur wenige Kilometer westlich von Münster sowie in etwa gleicher Entfernung zur deutsch-niederländischen Grenze. Die nordrhein-westfälische Kreisstadt blickt mittlerweile auf eine über 800-jährige Geschichte zurück, wobei sie sich von einer Residenz- und Festungsstadt zu einem modernen Dienstleistungszentrum entwickelt hat. Neben dem urbanen Flair wird Coesfeld aufgrund ihrer zahlreichen Grünanlagen und großen Naturlandschaften wie den Baumbergen oder die Heidelandschaft auch als „Kreisstadt im Grünen“ bezeichnet.
Coesfeld erhebt selbst den Anspruch an eine fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt, wobei der Fokus noch stark auf den Radverkehr gerichtet ist. In dem Zuge ist die Stadt seit 2007 als Mitglied in die Arbeitsgemeinschaft fahrrad- und fußgängerfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V. (AGFS) integriert mit dem Ziel einer Förderung und Unterstützung im Bereich der Nahmobilität.
Erlangen
Die Stadt Erlangen ist mit rund 114.000 Einwohnenden eine Großstadt im mittelfränkischen Bayern. Seit 1974 hat Erlangen den Status einer Großstadt (mehr als 100.000 Einwohnende) und ist im Wesentlichen durch die Friedrich-Alexander-Universität, das Unternehmen Siemens AG und als Medizinstadt geprägt. Durch den Wirtschaftsstandort ist eine hohe Arbeitsplatzdichte gegeben, weshalb viele Arbeitnehmende im nahen Umland leben und viele Menschen täglich in die Stadt pendeln.
Erlangen bietet durch eine kompakte Stadtstruktur, insbesondere in der Innenstadt, viele Grünflächen, stadtnahe Erholungsflächen sowie eine flache Topographie, attraktive Voraussetzungen für Zufußgehende. Viele Wohngebiete befinden sich in weniger als fünf Kilometer Abstand zu den Arbeitsplatzzentren, wodurch eine fahrrad- und fußverkehrsfreundliche Distanz vorhanden ist. Im Rahmen der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans soll ein Konzept für die systematische und langfristige Förderung des Fußverkehrs in Erlangen zu einer modernen Mobilitätskultur beitragen, die ein Miteinander aller Verkehrsarten ermöglicht.
Frankfurt (Oder)
Die Stadt Frankfurt (Oder) ist eine am Westufer der Oder gelegene kreisfreie Stadt und mit ihren zurzeit etwa 58.000 Einwohnenden die viertgrößte Stadt im Bundesland Brandenburg. Das Stadtbild ist geprägt durch einige wenige markante erhaltene und restaurierte Gebäude (Rathaus, mittelalterliche Stadtkirchen, Post, etc.), sehr schön restaurierte Straßenzüge (Große Oderstraße, Lindenstraße, Lessingstraße, Fischerstraße etc.), das Einkaufszentrum Oderturm/Lenné-Passagen und großflächige Neubaugebiete in Plattenbauweise (Hansa Nord, Südring, Neuberesinchen etc.). Angesichts der Nachkriegsbedingungen ist der Wiederaufbau der Stadt als eine enorme Leistung anzuerkennen, auch wenn aus heutiger Sicht – wie in vielen anderen deutschen Städten auch – Städtebau und Raumordnung der damaligen Zeit heutigen Interessen einer urbanen Stadtentwicklung im Wege stehen mögen.
Im Gegensatz zum Nahverkehrsplan der Stadt Frankfurt (Oder) und der Radverkehrskonzeption der Stadt gibt es für die Mobilität mit dem deutlich höchsten Wegeanteil (Modal Split) im Umweltverbund keine eigenständige strategisch ausgerichtete Planungsgrundlage. Die allgemeine Weichenstellung hin zu mehr Wegen im Umweltverbund wurde allerdings in allen Planungsinstrumenten sehr deutlich herausgestellt. Sie beinhalten eine Stärkung auch der Mobilität zu Fuß und enthalten bereits konkrete Vorschläge für Infrastrukturmaßnahmen.
Downloads:
- Projektbericht Modellstadt Frankfurt (Oder)
- Route 1: An der Oder
- Route 2: Von der Oder zum Westkreuz
- Route 4: Wegeführung des Europäischen Fernwanderweges E11 im Stadtgebiet
- PowerPoint E11
- Workshop
- Vorschläge zur Erweiterung der Webseite der Stadt Frankfurt (Oder)
- Empfehlungen an die Stadt Frankfurt (Oder)
Göttingen
Die Stadt Göttingen hat rund 134.000 Einwohnende und liegt im Süden Niedersachsens. Die Stadt verfügt neben einem vielfältigen Angebot in den Bereichen Kultur, Geschichte und Wirtschaft auch über eine bedeutende Hochschul- und Forschungslandschaft.
Göttingen bezeichnet sich selbst als Fahrradstadt: etwa 29 Prozent der Einwohnenden nutzen täglich das Fahrrad, einige sogar als primäres Verkehrsmittel. Die Stadt besitzt dabei ein ausgeschildertes Radroutennetz bestehend aus einem Radschnellweg und zahlreichen Fahrradstraßen. Die strategische Weiterentwicklung und Förderung des Fußverkehrs ist ein wichtiger Bestandteil der Verkehrsentwicklungsplanung der Stadt Göttingen. Auch wenn es bisher kein separates Fußverkehrskonzept für die Stadt gibt, findet dieser in anderen Fachkonzepten Berücksichtigung und wird durch diese geschützt oder gestärkt.
Eine Besonderheit im Fuß- und Radverkehr stellen die sogenannten „Göttinger Doppel-Zebras“ dar. Darunter wird eine separate Radverkehrsfurt verstanden, die in Fußgängerüberwegen mittig integriert ist. Ziel ist eine bessere Überquerbarkeit von Hauptnetzstraßen für den Radverkehr und somit eine Erhöhung der Verkehrssicherheit.
Halle (Saale)
Die Stadt Halle (Saale) hat circa 241.000 Einwohnende und liegt im Süden von Sachsen-Anhalt. Bekannt ist die Stadt unter anderem als Geburtsstadt des Komponisten Georg Friedrich Händel, was einen großen Einfluss auf das örtliche Kulturangebot hat.
Sehr prägnant im Stadtbild von Halle ist der Riebeckplatz, ein großer Verkehrsknoten unweit des Hauptbahnhofs. Dieser Platz gliedert sich insgesamt in drei Ebenen: Erstens die Hochstraßenbrücke, über welche die heutige Bundesstraße B80 in Nord-Süd-Richtung geführt wird; zweitens der darunter gelegene Kreisverkehr, an dem Verkehre aus allen Himmelsrichtungen in der Stadt zusammenlaufen und an den sich im Südosten ein Busbahnhof angliedert; drittens die untersten Ebene, auf welcher der Fuß-, Rad- und Straßenbahnverkehr unter den großen Verkehrsplatz hindurch geführt wird. Dies ist eine wichtige fußläufige Verbindung vom Hauptbahnhof in die Innenstadt. Gemäß des gültigen Verkehrspolitischen Leitbildes der Stadt Halle (Saale) aus dem Jahr 1997 und den Verkehrspolitische Leitlinien der Stadt Halle (Saale) aus dem Jahr 2016 ist es erklärtes verkehrspolitisches Ziel der Stadt Halle (Saale), den Fußverkehr zu fördern.
Mainz
Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz liegt mit rund 214.000 Einwohnern in der dicht besiedelten Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main und ist eines der fünf regionalen Oberzentren. Die Stadt hat ihre Wurzeln in der römischen Gründung des Legionslagers „Mogontiacum“ (ein sogenanntes Castrum). Einzelne bauliche Überreste aus dieser Zeit können heute dank Ausgrabungen wieder betrachtet werden, wie beispielsweise das römische Bühnentheater südlich des Mainzer Zentrums.
Die Stadt Mainz verfolgt fünf Handlungsstränge:
- Konzepte der Nahmobilität werden im Luftreinhalteplan, Lärmaktionsplan sowie Klimaschutzkonzept integriert.
- Für die systematische Umgestaltung des öffentlichen Raumes wurden entsprechende Vorgaben getroffen, wie z.B. die Erarbeitung von Datenblättern oder die Einrichtung eines regelmäßigen Arbeitskreises Barrierefreiheit.
- Die Schulwegesicherheit an Grundschulen wird systematisch bewertet und umfassende Lösungsvorschläge erarbeitet. Dies reicht von baulichen Umgestaltungen bis hin zu schulischem Mobilitätsmanagement.
- In konkreten Umsetzungsprojekten (z.B. Umbau der stark frequentierten Innenstadtstraßen Große Langgasse und Bahnhofstraße) wird der Gestaltungsfokus auf den Fußverkehr gelegt.
- Durch gezielte Stärkung der Innenstadt sowie der Ortskerne der Mainzer Stadtteile („Zentrenkonzept“) wird Mainz als Stadt der kurzen Wege gestärkt. Eine fußläufige Nahversorgung soll überall im Stadtgebiet gegeben sein.
Downloads:
- Vorgespräch und Rundgang mit der Stadtverwaltung
- Fußverkehrs-Workshop
- Fußverkehrs-Checks*
- Abschlussgespräch mit der Verwaltung*
* Die Protokolle zu den Fußverkehrs-Checks und zum Abschlussgespräch konnten leider nicht vollständig mit der Stadtverwaltung Mainz abgestimmt werden.
Neustrelitz
Die Stadt Neustrelitz liegt im Süden des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern und zählt rund 21.000 Einwohnende. Neustrelitz ist eine Planstadt aus dem 18. Jahrhundert, in Auftrag gegeben im Jahr 1733 von Großherzog Adolf Friedrich III. von Mecklenburg Strelitz als neue Residenzstadt, nachdem 19 Jahre zuvor die ursprüngliche Residenz bei einem Brand vollkommen zerstört worden war.
Der stadtbildprägende quadratischen Markt mit achtstrahligen Sternstraßen wurde im barocken Stil errichtet und der Stadtgrundriss einer Idealstadt aus Italien nachempfunden. Mit seiner verkehrlichen Verteilerfunktion weist der Marktplatz allerdings einen relativ hohen Kfz-Anteil auf, was die Qualität für den Fußverkehr in gewissem Maße einschränkt. Als wichtigste Geschäftsstraße und zugleich Fußgängerzone schließen sich die Strelitzer Straße und ein Einkaufszentrum im Südosten daran an. Unweit davon sind der Hauptbahnhof sowie daran angeschlossen der Busbahnhof zu finden. Der Fußverkehr teilt sich in der Innenstadt weitestgehend die straßenbegleitenden Gehwege mit dem Radverkehr.
Modellstädte im Projekt „Gut gehen lassen“ (2021 – 2023)
Braunschweig
Braunschweig liegt mit 248.000 Einwohnenden im Norddeutschen Tiefland und ist nach Hannover die zweitgrößte Stadt von Niedersachsen. Während Braunschweig nach dem zweiten Weltkrieg zu den am stärksten zerstörten Städten Deutschlands gehörte, ist sie heute ein wichtiger Standort für Wissenschaft und Forschung innerhalb der Europäischen Union. Im Jahre 2007 verlieh der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Braunschweig den Titel „Stadt der Wissenschaft“.
Die Stadt Braunschweig erarbeitet ein Mobilitätskonzept, in dem unter anderem der Fußverkehr eine übergeordnete Rolle spielen soll. Im Stadtentwicklungsplan kommt der Fußverkehr noch etwas zu kurz, beinhaltet dennoch bereits wichtige Maßnahmen: So ist geplant, den Fußverkehr in Braunschweig mithilfe einer Fußverkehrsstrategie zu verbessern und dem Zufußgehen so mehr Beachtung zu schenken. Ebenfalls wird die Nahbereichsmobilität in den jeweiligen Stadteilen gefördert, Standards für den Ausbau von Fußverkehrsanlagen formuliert und eine Fußnetzverbindung erarbeitet. Auch ist die Erarbeitung des Konzepts „Stadt der kurzen Wege“ Thema im Stadtentwicklungsplan. Ziel dieses Konzepts ist es, die Erreichbarkeit alltäglicher Ziele so zu verbessern, dass diese weitestgehend fußläufig, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV erreichbar sind und Fahrten mit dem eignen Pkw reduziert werden.
Erfurt
Erfurt, so lobt Martin Luther die Stadt, liege am besten Ort, da wo eine Stadt stehen muss. Mit rund 214.000 Einwohnenden ist Erfurt ein bedeutsames Oberzentrum in Thüringen sowie ein beliebtes Ausflugs- und Einkaufsziel. Der Hauptbahnhof ist ein wichtiger Knotenpunkt im deutschen Fernbahnnetz.
Um die Lebensqualität in der Stadt zu erhöhen und das Verkehrsgeschehen effizienter zu gestalten, hat die Stadt Erfurt mehrere unterschiedliche Konzepte zur Regelung des Verkehrs aufgestellt. So soll mit der Maßnahme „Umweltorientiertes Verkehrsmanagement“ die Luftqualität in der Stadt verbessert werden. 2012 wurde der „Verkehrsentwicklungsplan Erfurt Teil Innenstadt mit Wirtschaftsverkehr“ einstimmig durch den Stadtrat beschlossen. Dieser beinhaltet die Verkehrsberuhigung der Innenstadt zur Erhöhung der Aufenthaltsqualitäten in den Quartieren. Der Kernidee „Begegnungszone Innenstadt“ des Verkehrskonzepts sollte damit eine wesentliche Grundlage geschaffen werden. Mit dem Konzept soll vor allem der Fußverkehr den Vorrang in der Innenstadt erhalten, ohne dass der MIV komplett aus der Innenstadt verbannt wird. Ein weiteres Konzept zugunsten des Fußverkehrs ist die Anstrengung der Stadt, die Barrierefreiheit zu erhöhen. So sollen und werden Haltestellen fußgängerfreundlich umgestaltet. Die „Regelbauweisen zum barrierefreien Bauen /2022“ wurden als verbindlicher städtischer Standard durch den Stadtrat beschlossen.
Flensburg
Die Stadt Flensburg ist mit rund 90.000 Einwohnenden die drittgrößte Stadt des Bundeslandes Schleswig-Holstein. Die Hafenstadt liegt an der Grenze zu Dänemark und damit an der Meeresbucht der Flensburger Förde (Ostsee). Die Stadt ist vor allem durch die vom Kraftfahrt-Bundesamt gespeicherten „Punkte in Flensburg“ bundesweit bekannt.
Ein Verkehrskonzept für die Stadt Flensburg wurde zuletzt 1990 aufgestellt, welches 2018 durch den „Masterplan Mobilität 2030“ ersetzt wurde. Zu den Zielen des Masterplans gehören vor allem der Klimaschutz und die Steigerung der Lebensqualität, wobei dem Umweltverbund eine besondere Aufmerksamkeit zukommt. Hierbei wird dem Fußverkehr sogar ein eigenes Kapitel gewidmet. Im Fokus stehen insbesondere die Barrierefreiheit sowie sichere und breite Gehwege. Die Stadt versucht mit der Förderung der Nahmobilität und dem Konzept Stadt der kurzen Wege einen neuen Trend zu setzen. Der Fußverkehr soll nachhaltig gestärkt werden, indem dieser attraktiv gestaltet wird, unter anderem mithilfe von Wegebeziehungen und erhöhter Aufenthaltsqualität. Weitere Kernziele im Fußverkehr sind die Schaffung von attraktiven Verweilflächen mit Sitzmöglichkeiten, die Reduzierung der öffentlichen Parkraumflächen zugunsten des Fußverkehrs sowie die Einrichtung von Begegnungszonen, um die Rücksicht im Straßenverkehr zu fördern.
Meißen
Meißen ist mit mehr als 28.000 Einwohnenden eine große Kreisstadt im Freistaat Sachsen und liegt etwa 25 Kilometer nordöstlich von Dresden. International berühmt ist Meißen für die Herstellung des Meißner Porzellans. Direkt an der Elbe gelegen ist Meißen heute eine moderne Stadt mit historischem Altstadtkern.
2014 wurde der aktuelle Verkehrsentwicklungsplan der Stadt Meißen durch den Stadtrat beschlossen. Neben den Zielen zum Radverkehrsnetzausbau dienen die geplanten Maßnahmen der Verbesserung des Verkehrsflusses sowie der Verdrängung des motorisierten Verkehrs aus den Wohngebieten. Außer einigen lokalen Umbauten zugunsten der Fußverkehrsinfrastruktur fehlt es bisweilen noch an einer Strategie bzw. an flächendeckenden Maßnahmen für den Fußverkehr.
Wiesbaden
Als zweitgrößte Stadt und Landeshauptstadt Hessens ist Wiesbaden mit rund 278.000 Einwohnenden ein wichtiger Wohn-, Arbeits-, Versorgungsstandort. Die Stadt Wiesbaden hat sich das selbsterklärte Ziel gesetzt, Deutschlands Fußgängerstadt Nr. 1 zu werden.
Erste Anstrengungen, den Fußverkehr zu fördern, gab es mit dem Klimaschutzkonzept Wiesbaden 2015. Der im April 2020 veröffentlichte „Verkehrsentwicklungsplan Wiesbaden“ beinhaltet ein Handlungsfeld Fußverkehr, dessen Hauptziel es ist, eine Fußverkehrsstrategie mit konkreten Aussagen zur systematischen Stärkung des Fußverkehrs zu erarbeiten. Mithilfe der Verbesserung der Infrastruktur sowie einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit sollen Qualitätsstandards geschaffen und die Verkehrssicherheit erhöht werden. Die Entschärfung von Unfallpunkten, die Anordnung von Tempolimits und mehr Kontrollen sollen zur Verkehrssicherheit beitragen. Die Belange des Fußverkehrs sollen bei Umbau- sowie Neubaumaßnahmen unter Erhöhung der Qualitätsstandards stärkere Beachtung finden. Zu den sieben formulierten Maßnahmen gehören beispielsweise die Stärkung der Mobilität zu Fuß sowie Pilotprojekte zum sicheren Queren und zu Gehwegen ohne Behinderungen. Ebenso soll mithilfe eines Nahmobilitätkonzeptes der Fußverkehr gestärkt und attraktiver gestaltet werden.