1 I Wie hast Du Dich als Kind bewegt (Weg zur Schule / in der Freizeit)?
Sehr früh (mit 4 Jahren) habe ich eigenmächtig Erkundungen meiner Wohnumgebung durchgeführt, wofür ich regelmäßig ohne Erfolg bestraft wurde; meine Eltern hatten Angst um mich. Nach dem Umzug in eine Stadt bin ich alleine zu Fuß zur Schule gegangen, mit großer Angst über breite ungeschützte Straßen. In der Freizeit bin ich mit dem Fahrrad der ältesten Schwester „im Stehen“ (der Sattel war zu hoch) zur Freundin im Vorort gefahren, oder zu einer anderen Freundin quer durch den Park gelaufen und über eine Mauer geklettert. In die Sommerferien sind wir mit dem Auto gefahren; mir wurde regelmäßig übel. In diesen Ferien hatte ich Gelegenheit, auf hohe Bäume zu klettern, zu schwimmen, zu rudern, barfuß zu laufen und zu wandern.
2 I Was hat sich aus Deiner Sicht bei der Bewegung von Kindern bis heute verändert?
Bevor kleine Kinder das Gehen im öffentlichen Raum richtig lernen, werden sie auf Dreiräder, Laufräder und kleine Fahrräder gesetzt, mit Helm. Von klein auf werden sie zu Verkehrsteilnehmern erzogen (schau nach vorne, pass auf, bleib rechts) und haben keine Gelegenheit, in ihrer angeborenen Geschwindigkeit beim Gehen ihre Entdeckungen zu machen und ihren Eltern diesbezügliche Fragen zu stellen. Alternativ werden kleine Kinder transportiert, hinten auf dem Fahrrad oder im Fahrradanhänger, mit Helm, oder im Auto mit Kopfhörer, angeschnallt und zur körperlicher und kommunikativer Passivität verdammt.
3 I Gehst Du selbst gern / viel zu Fuß?
Ja. Ich gehe fast jeden Tag eine Strecke von ca.4 km zu Fuß. Ich kaufe meistens zu Fuß ein, lasse mein Fahrrad oft bewusst stehen, um mir Gelegenheit zu geben, diese Strecke zu gehen.
4 I Was gefällt Dir bei der Zusammenarbeit mit Kindern am meisten?
Kinder sind so, wie Menschen gemeint sind: Offen und kreativ. Wenn sie etwas interessiert, sind sie sehr ernsthaft bei der Sache. Kinder sind neugierig und lebenslustig und sehr bedacht auf ihre Würde.
5 I Hast Du selbst Kinder (und wenn ja, in welchem Alter)?
Ich habe zwei Söhne (40 und 43 Jahr alt) und drei Enkeltöchter (6 Monate, 4 und 6 Jahre alt).
6 I Was erhoffst Du dir von dem Projekt „Kinder bewegen sich selbst – und ihre Welt“?
Dass Kinder lernen, dass das Verkehrsgeschehen, so wie es ist, keineswegs immer schon so war, also veränderbar ist, zu ihren Gunsten und damit für alle Menschen, die zu Fuß gehen oder einen Rollstuhl benutzen. Ich möchte erreichen, dass die Aktivitäten im Rahmen des Projektes eine hohe Medienpräsenz bekommen und zum allgemeinen Umdenken Richtung Verkehrswende beitragen. Kinder, die an diesem Projekt teilnehmen, sollen sich auch als Erwachsene für ihre Kinder diesen platzraubenden, angstmachenden und gefährlichen Autoverkehr in der Stadt nicht mehr gefallen lassen. Die nächste Generation Kinder soll wieder alleine zum Bäcker gehen und auf der Straße spielen können.