Warum es sich lohnt, Städte durch Kinderaugen zu betrachten
Städte sind stets im Wandel und verändern sich durch Einflüsse wie die Industrialisierung, die Globalisierung, den Strukturwandel und auch den Klimawandel. Ein weiterer Faktor ist der demographische Wandel: das Durchschnittsalter unserer Bevölkerung steigt stetig an, wodurch es besonders wichtig ist, die Belange von Familien und insbesondere von Kindern in der Planung zu berücksichtigen. Dazu ist es sinnvoll, Kinder und Jugendliche frühzeitig in diesem Bereich zu bilden und einzubinden, damit ihren Wünschen an die Stadtplanung mit Hilfe von kindgerechten Partizipationsinstrumenten eine Bühne gegeben werden kann.
Laut des Psychiaters Mazda Adli, welcher sich auf Neurourbanistik (also die Erforschung der Auswirkungen von Städten auf die psychische Gesundheit) spezialisiert hat, müssen Kommunen Verantwortung dafür übernehmen, dass „Kinder Zugang zu den kulturellen und sozialen Ressourcen der Stadt haben, dass Freiräume für sie geschaffen werden ebenso wie geschützte Begegnungsorte, an denen sie auch auf andere Bevölkerungsgruppen wie alte Menschen oder Einwanderer treffen […].“(Adli 2017: 142).[1]
Auch der Soziologe Richard Sennett fordert, städtische Räume so zu gestalten, dass Kinder „mittendrin im Geschehen“ und somit Teil der Gesellschaft sein können. Sie müssen und sollten nicht „vor der Erwachsenenwelt beschützt“ werden. (Sennett in: Adli 2017: 152-153)[1]
Aus den Ausführungen der Stadtsoziologin Martina Löw lassen sich ebenfalls Rückschlüsse auf die Relevanz der kindgerechten Stadtplanung ziehen. So schreibt sie, dass das Gestalten von Räumen immer ein Aushandeln von Machtverhältnissen zwischen den im Raum agierenden Menschen ist. Dabei haben nicht alle Menschen dieselbe Chance den Raum mitzugestalten, sodass es zur Benachteiligung und Begünstigung bestimmter Gruppen kommt. (Löw 2001: 227-228)[2]
Daraus ergibt sich, dass auf Kinder als Bevölkerungsgruppe mit wenig Autorität besonders Rücksicht genommen werden sollte, sodass auch sie sich bei der Gestaltung von Räumen einbringen können.