Sieben Organisationen und eine Reihe von Privatleuten haben am 9. Juni 2021 das Parkbündnis Schöneberg-Steglitz gegründet. Das Parkbündnis will im Hans-Baluschek-Park, im Insulanerpark und im Grünzug am Teltowkanal  Grün und Erholungsqualität bewahren. Den vom Berliner Senat geplanten Radschnellweg 6 ("Teltowkanal-Route") will es nicht durch Parks, sondern über Straßen führen.

Durch den Radschnellweg sollen nach bekannt gewordenen Plänen heute stark begangene breite Parkwege und Uferpromenaden auf 2 bis 2,7 Meter eingeengt oder ganz für das Gehen gesperrt werden. Auf vier Metern Breite ist ein Radschnellweg vorgesehen, für den am Teltowkanal starke Eingriffe in die dicht bewachsene Uferböschung nötig wären. Der Radschnellweg soll durchgängig auf der Wasserseite verlaufen; Gehen soll hier verboten sein. Im Insulanerpark soll ein Weg zur Rampe einer Fahrradbrücke über den Prellerweg werden. Auch der Weg an der S-Bahn zwischen Südkreuz und Yorckstraße ("Schöneberger Schleife") soll nach einem Plan zum reinen Radweg werden. Auf und neben der Trasse des Radschnellwegs sollen Grünanlagen auch rechtlich zu Straßenland umgewidmet werden. Mehr zum Projekt hier.

Zu den Gründungsmitgliedern des Bündnisses gehören FUSS e.V., die Seniorenvertretungen von Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf, der Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenverein, die Naturfreunde Berlin, Grünzüge für Berlin und die Grünen Radler. Mitglieder des Bündnisses informieren regelmäßig Parkbesucher über den Radschnellweg informiert; weitere Aktionen sind geplant.

Rot-rot-grüner Widerstand gegen Senatsprojekt

Das Bündnis fordert die Berliner Parteien auf, ihren Standpunkt zu diesem großen, in zwei Bezirken einschneidenden Projekt mitzuteilen. Im Bezirk Steglitz-Zehlendorf haben sich bereits alle drei Parteien gegen einen Radschnellweg am Kanal ausgesprochen, die im Land den Senat stellen. SPD und Linke haben in der Bezirksverordnetenversammlung einen ablehnenden Antrag eingebracht. Die Grünen im Bezirk haben dem Bündnis mitgeteilt, dass sie ebenfalls gegen diese Trasse sind.

Unklar ist bisher der Standpunkt von Verkehrs- und Umweltsenatorin Regine Günther. Einerseits behauptet sie, es sei nichts entschieden. So teilte sie bereits im Dezember 2020 in einem Schreiben an FUSS e.V. mit: „So könnte die Radschnellverbindung einen anderen Routenverlauf erhalten… Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass sie gar nicht umgesetzt wird.“

Andererseits treibt die infraVelo Gmbh, Tochterfirma ihrer Senatsbehörde, das Projekt weiter voran. Im Februar 2021 wurde eine Vorplanung bekannt, nach der Parkwege und Promenaden auf 7,6 Kilometern eingeengt oder gar komplett mit Gehverbot belegt werden sollen.  Das Bündnis fordert Senatorin Günther auf: „Legen Sie die Karten auf den Tisch! Wählerinnen und Wähler haben ein Recht zu wissen, ob Ihnen Naherholung und Grün wichtiger sind oder der Wunsch von Schnellfahrern, in möglichst kurzer Zeit durch die Parks zu kommen.“

Zügige Radverbindungen auf Straßen, rücksichtsvolles Radeln im Park

Alternativ fordert das Bündnis zügige und sichere Radverbindungen auf Straßen. Sie sollen vor allem Alltagsziele zwischen Kreuzberg und Teltow erschließen und nicht wie der geplante Schnellweg weit weg von diesen durch Grün führen. Der geplante Radschnellweg bedroht nicht nur Grün und Erholung, er geht außerdem weit vorbei an den dringendsten Bedürfnissen Radfahrender in Schöneberg und Steglitz.

In den Parks wählt das Bündnis den gegenteiligen Ansatz von Infravelo: Während deren Planung das Gehen an Rand drängt, heißt das Bündnis rücksichtsvolle Radfahrende ausdrücklich willkommen. Es erinnert daran, dass ein Schnellweg auch vielerlei Radverkehr gefährden würde: Kinder, die das radfahren erst lernen, Ältere und wenig Geübte, die auf Rennrad- und Pedelec-Fahrer mit über 30 Stundenkilometern nicht adäquat reagieren könnten.

Wer sich für das Bündnis interessiert, kann per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Kontakt aufnehmen.

Aktuelles vom Parkbbündnis, Kontaktaufnahme und detaillierte Infos unter www.parkbündnis.de