Foto: Cody Lannom, Unsplash

Rezension aus der mobilogisch! Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung, Ausgabe 44/2005

Ausgangslage

Die Stadt Genf hat sich zum Ziel gesetzt, den FußgängerInnen ein Stadtrecht im urspünglichen Sinne zu geben, indem sie in ihrer Planung Hindernisse für das Zufußgehen abbaut. Aktuelles Instrument ist ein im Dezember 2004 beschlossener städtischer Entwicklungsplan für Fußwege, der unter anderem folgende Vorhaben umfasst: die Ausdehnung der Fußgängerzone, die Aufwertung von Plätzen und Maßnahmen, die Fußwege sicherer und attraktiver machen: neue Prioritäten an Kreuzungen, Maßnahmen für ältere Menschen, bessere Zugänge zu Parks, ein dichteres Fußwegenetz sowie Maßnahmen im Straßenverkehr (Tempo 30 in Quartieren, verbesserte Querung von Hauptverkehrsstraßen).

Ein erster Schritt in dieser Planung zu Gunsten des Fußverkehrs waren die ab dem Jahr 1995 entstandenen thematischen Stadtpläne für das Gehen in der Stadt. Sie sollen zur Erkundung des eigenen Lebensraums zu Fuß anregen und dadurch auch die Beziehung der Bewohner zur gebauten und natürlichen Umwelt stärken. Zwischen 1996 und 2004 sind Pläne für neun Wanderungen („promenades“) durch das Gebiet der Stadt und in die angrenzenden Gemeinden in einer Auflage von jeweils 80 bis 100.000 Exemplaren herausgegeben worden .

Inhalt

Die Dauer der vorgeschlagenen Wanderungen beträgt zwischen drei und vier Stunden. Im Mittelpunkt stehen unter anderem folgende Themen:

  • „Von der Stadt in der Stadt“, zur städtebaulichen Entwicklung zwischen Genf und der Vorstadt Carouge;
  • „Von Zeder zu Zeder“, zur Geschichte des Zedernbaums in der Stadt;
  • „Zur Geschichte im Modernen“, zur städtebaulichen Entwicklung im Nordwesten, unter anderem entlang von Gebäuden der UNO;
  • „Von hier nach dort“, zwischen Arbeit und Freizeit, ein Weg entlang des Flusses Arve;
  • Vom Körper zum Herzen, zum Thema Gesundheit (u.a. am WHO-Sitz und an „Poesie-Bänken“ vorbei);
  • „Zwischen Technik und Natur“ entlang der Rhône (Stauwehre, Pumpstationen, Brücken und andere technische Bauwerke).

Die Wanderungen werden auf einzelnen, gefalteten Plänen dargestellt. Diese umfassen zwei kartographische Darstellungen: Zum einen eine kleine Übersicht des Raums Genf mit einer Abgrenzung des Korridors, in dem die Wanderung verläuft. Zum anderen eine große Detailkarte im Maßstab von 1:13.000, den Weg und die Umgebung wiedergibt. Auf den neueren Plänen ist das Kartenbild aufwändig und attraktiv mehrfarbig gezeichnet, die älteren Pläne sind stärker schematisiert.

Der Detailplan zeigt den empfohlenen Wegeverlauf, verweist mit Nummern auf wichtige Haltepunkte zu Themen der Wanderung, die im Plan mit Fotos präsentiert und auf der Planrückseite textlich weiter erläutert werden. Örtlich werden Routenalternativen angezeigt. Außerdem wird auf Treppen, Steigungen, Fußgängertunnel und in einem Fall auch auf Behinderungen für FußgängerInnen hingewiesen. Jeder Plan gibt spezifische Benutzerhinweise zur Begehbarkeit der Route.

Die Legende enthält standardgemäß Informationen über folgende Infrastruktureinrichtungen: Haltestellen des öffentlichen Verkehrs und Schiffsanlegestellen, Parkplätze, Spielplätze, Getränkekiosks, Telefonzellen, Sport- und Kultureinrichtungen, Tiergehege. Hinzu kommen themenspezifisch weitere Signaturen: z.B. Parkanlagen für Familien, Einkaufszentren, bemerkenswerte Bäume, Poesie-Bänke, Märkte, Brunnen.

Ergänzt wird dies um Telefon- und Internethinweise auf Verwaltungseinrichtungen, die Taxi- und Nahverkehrsbetriebe sowie auf Institutionen, die sich für eine bessere Mobilität einsetzen. Teilweise werden auch Literaturhinweise gegeben.

Als Herausgeberin tritt die Stadt Genf auf, die Texte stammen aus Verwaltungsstellen oder von externen Mitarbeitern, die Fotos wurden aus verschiedenen Archiven ausgewählt. Die Gestaltung übernahmen Grafikbüros.

Bewertung

Bei den Stadtplänen handelt es sich um ein verhältnismäßig groß angelegtes Projekt mit einer in konzeptioneller, grafischer und textlicher Hinsicht hohen Qualität. Der Nutzen für Bewohner wie auch für Besucher ist groß. Ein Schwerpunkt der entwickelten Wanderungen liegt auf städtebaulichen und stadtgeschichtlichen Themen. Die Pläne werden über verschiedene Kanäle verteilt: über mehrere Verwaltungsstellen in Genf, über das Tourismusamt sowie online über die Homepage der Stadt Genf.

 

Titel:

Genève à pied (diverse Titel)

Herausgeber:

Stadtverwaltung Genf (Ville de Genève)

Bezug:

http://www.ville-ge.ch/geneve/plan-pietons/index.html; Gratisexemplare postalisch bei: Service d'urbanisme, 4, rue de Jargonnant - 1207 Genève, Tél. +41 (0)22 418 60 50 - Fax +41 (0)22 418 60 51, e-mail : Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.; dort ist auch der Entwicklungsplanzum Fussverkehr (Plan directeur des chemins pour piétons) für 12 CHF erhältlich.

 

Impressum:

Erstveröffentlichung in der mobilogisch! Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung, September 2005. Der Kritische Literaturdienst Fußverkehr Krit.Lit.Fuss erscheint seit 1992 als Beilage des InformationsDienstes Verkehr IDV und nach der Namensumbenennung ab dem Jahr 2002 vierteljährlich in der mobilogisch! Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung.

Autor dieser Ausgabe: Helmut Schad.

Herausgeber: FUSS e.V. Fachverband Fußverkehr Deutschland, Exerzierstraße 20, 13357 Berlin, Tel. 030/492 74 73, Fax 030/492 79 72, eMail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., www.fuss-eV.de

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