Bei kurzen Distanzen dominiert der Fußverkehr schon heute: Von den Wegen unter einem Kilometer wurden 2008 in Deutschland 62 Prozent zu Fuß zurückgelegt. [1] Das dauert maximal zehn bis fünfzehn Minuten. Und es wird so ein Gutteil aller Ziele erreicht: 23 Prozent aller Wege in deutschen Städten sind höchstens einen Kilometer lang.

Fast die Hälfte aller zurückgelegten Wege in Städten – 49 Prozent – sind maximal drei Kilometer lang, also bei flottem Gehen in höchstens einer halben Stunde zu bewältigen:

 

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Quelle: Werner Brög: Denn das Nahe ist so fern, mobilogisch 4/2016

 

Auch von den längeren Wegen, die überwiegend gefahren werden, kann ein größerer Anteil als heute zu Fuß zurückgelegt werden:

  • Wer nicht mehr Auto, sondern stattdessen Bus oder Bahn fährt, geht meist automatisch mehr. Haltestellen sind in aller Regel weiter weg von Start und Ziel als Parkplätze.
  • Wer Bahn oder Bus benutzt, kann früher aus- oder weiter weg vom Start einsteigen und geht für die Gesundheit, um etwas zu erledigen – oder einfach, um den Weg zu genießen.
  • In vielen Stadtvierteln wird der öffentliche Raum knapper, den die Gesellschaft zum Parken von Autos hergeben kann und will. Das bedeutet längere Wege vom Parkplatz zum Ziel – und zum nächsten Start.

Auch bei manchen Verkehrszwecken dominiert das Gehen. Im Freizeitverkehr kommen auf fünf Wege hinterm Steuer sieben zu Fuß. [2] Doppelt so viele Besucher von Restaurants und Kneipen gehen ohne Promillegrenze hin und wieder weg, wie zum und vom Lokal fahren. Beim Spazieren – der freiwilligsten und genussvollsten Form der Fortbewegung – werden elfmal mehr Wege zu Fuß unternommen als sogenannte „Spazierfahrten“ im Auto. [2]

Die Annahme „Zum Gehen sind die meisten Wege zu weit“ stimmt also oft nicht. Viele kurze Fahrten von heute können durch kurze Fußwege abgelöst werden. Die wichtigsten Bedingungen dafür:

  • Breitere, angenehmere, allein dem Fußverkehr bestimmte Gehwege
  • Sichere, bequeme Fahrbahn-Querungen ohne lange Wartezeiten und Umwege
  • Urbane Abwechslung und Lebendigkeit, Straßenbäume
  • Gemischtere Städte, dezentralere Infrastruktur

[1] Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie Österreich Fußverkehr in Zahlen S.32

[2] Bundesministerium für Verkehr Verkehr in Zahlen 2017/2018 S.231