Gehen ist die einfachste, bei-läufigste und kostengünstigste Gesundheitsförderung – ohne Gerät, Sportplatz, Fitnessbude und ärztliche Begleitung, ohne Krankenkasse und Therapeuten. Gehen aktiviert den Körper von der Sohle bis zum Scheitel. „Beim Gehen werden gut 700 Muskeln und 100 Gelenke bewegt“, berichtet Johann-Günther König. [1] Auch Elisabeth Hör-Bogacz geht es rechnerisch an: „Der menschliche Fuß besteht aus 26 Knochen, die über 33 Gelenke miteinander verbunden sind und von 20 Muskeln sowie 1143 Bändern stabilisiert und in Bewegung gehalten werden. Fast ein Viertel der Knochen des gesamten menschlichen Körpers finde sich in den Füßen“. [2] Die Orthopädin Jacqueline Perry resümierte: „Gehen ist ein komplexes Zusammenspiel von Bewegungen der Gelenken, selektiv gesteuerter Aktivität der Muskeln und Positionswahrnehmung.“ [3]
Schon Schlendern hält gesund, wie die Grafik zeigt [4]:
Gehen erscheint Eiligen als Zeitfresser – dabei ist es auch eine Investition in mehr Lebenszeit: Eine internationale Langzeitstudie analysierte die Bewegungs- und Gesundheitsdaten von 300.000 Menschen. Eine Teilgruppe ging fast gar nicht. Die andere lief über zwölf Jahre im Schnitt zwanzig Minuten täglich – das sind zusammengerechnet zwei Monate auf den Beinen. Angehöriger dieser Gruppe lebten aber im Schnitt mehr als acht Monate länger als die Fußlahmen. Sie waren in den zwölf Jahren zusammengerechnet rund zwei Monate gegangen. Mit anderen Worten: Wer täglich die 20 Minuten geht, darf jedes mal auf 80 Minuten zusätzliche Lebenszeit hoffen [5]
Der Präventions-Experte Prof. Peter Schwarz von der Universität Dresden nennt einzelne Geh-Effekte [6]:
- 1.000 Schritte täglich sind für überhöhten Blutdruck so wirksam wie eine Therapie mit zwei Medikamenten.
- 2.000 Schritte senken das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko um 14 Prozent
- 10.000 Schritte halbieren die Wahrscheinlichkeit von späterem Alzheimer und senken im Vergleich zum Wenig-gehen auch die des Eintretens von Depressionen um 40 Prozent.
Schwarz empfiehlt mindestens 5.000 Schritte täglich; je nach Körpergröße sind dies etwa drei bis vier Kilometer und je nach Tempo etwa 40 bis 60 Minuten. Das sprengt kaum ein alltägliches Zeitbudget. 49 Prozent aller Wege in deutschen Städten sind höchstens drei Kilometer lang ( [7]. Gehen kann die Hälfte aller städtischen Mobilität bewerkstelligen – und wäre zugleich Deutschlands wirksamstes Programm für bessere Gesundheit und längeres Leben.
[1] Johann-Günther König Zu Fuß: Eine Geschichte des Gehens S.19
[2] Elisabeth Hör-Bogacz Gehen - ein leichtfüßiges Glück S.50
[4] Herbert Knoflacher: Fußgeher- und Fahrradverkehr, S. 46. Zit. nach König a.a.O. S.21-22
[5] Ärztezeitung Spazierengehen verlängert das Leben (5.2.2015)
[6] Prof. Dr. Peter Schwarz Präsentation Gesundheitskonferenz Dresden S.78
[7] FUSS e.V. Viele Wege sind kurz
Weitere teils ältere Beiträge zum Thema:
- FUSS e.V.-„Gehplan“ Gesundheitspolitik - eine Vision? (Fachartikel, 2004)
- Die Propagierung des Gehens – interessant für unser Gesundheitswesen? (Fachartikel, 2003)
- Die Auswirkungen der Verkehrsmittelwahl auf Krankheitstage, Wohlbefinden und Body-Mass-Index (mobilogisch-Artikel, 3/15)
- Mit dem Auto ins Fitnessstudio oder zu Fuß zur Haltestelle?(mobilogisch-Artikel, 3/14)
- Gehen – Schlankheitskur für Körper und Staat (mobilogisch-Artikel, 4/14)
- Psychische und körperliche Gesundheit durch Gehen (Fachartikel)
- Auswirkungen des Fußverkehrs auf Gesundheit und Umwelt aus der Sicht des Deutschen Städtetages (Fachartikel, 2004)
Dieser Beitrag liegt uns nicht digital vor, wir senden ihn Ihnen aber gerne per Fax zu. Zur Bestellung besuchen Sie bitte unsere Kontakt-Seite. - Geschäfte mit der Gesundheitsforschung (mobilogisch!-Artikel, 2/08)
- Gehen und Gesundheit (Projektbeschreibung)
- Durch neue Steuerermäßigung für Fußgänger Schritt für Schritt zu mehr Gesundheit (Video bei Youtube, ausgestrahlt am 1. April 2011)
Zielgruppenorientierte Information:
- Schulwege: Schritte für mehr Gesundheit (Fachartikel, 2003)
- www.senioren-sicher-mobil.de > Seniorengerecht > Bewegung und Gesundheit
- Senioren - sicher - mobil: Verkehrssicherheitsarbeit und Gesunderhaltung hängen eng zusammen (mobilogisch-Artikel, 3/11)
Beispiele für Maßnahmen zur Förderung der Bewegung und der Gesundheit durch Gehwegnetzangebote:
- www.gruene-hauptwege-berlin.de
- Fußwegenetze – 20 grüne Hauptwege für Berlin (Projektbeschreibung)
- http://fussverkehrs-audit.de/hamburg.html
- Grünzug in Hamburg-Altona (Projektbeschreibung)
- www.Geh-sundheitspfad.de
- Geh-sundheitspfad Berlin (Projektbeschreibung)