Fussgaengerquerung von Fahrbahnen
Fußgänger-Wartezeit Null an Grazer Ampelanlagen
Fußgängerfreundliche Ampelschaltungen müssen Kfz nicht behindern
Um die Wartezeiten der Fußgänger an Ampelanlagen zu reduzieren und eine bessere Akzeptanz des Rotlichtes zu erreichen, versucht man in Graz neue Wege zu gehen und die Signalprogramme anders zu steuern. Es wurden zwei Modellversuche erfolgreich getestet: „Fußgänger stören die Grüne Welle“ und „Dauergrün für Fußgänger“. Ist das nun ein Kniefall der Verantwortlichen vor der Ungeduld der Fußgänger oder wird hier ein Freiraum der Verkehrsingenieure sinnvoll genutzt?
Das Problem der Fußgänger: Die Wartezeit
Jeder kennt die leidige Situation: Als Fußgänger möchten Sie an einer Fußgängersignalanlage – auf österreichisch „Druckknopfampel“ - die Straße queren. Sie müssen sich mittels Druckknopf anmelden, warten bis die Ampel reagiert und auf Grün springt. Ist diese Druckknopfampel in eine Grüne Welle des Autoverkehrs integriert, müssen Sie als Fußgänger noch zusätzlich auf eine Lücke im Autoverkehrsstrom warten.
Reagiert die Ampel nicht schnell genug und entdeckt der ungeduldige Fußgänger eine ausreichende Zeitlücke im Verkehrstrom, ist er versucht, bei Rot die Fahrbahn zu überqueren. Die andere Seite: Autofahrer müssen bei Rot anhalten, obwohl weit und breit kein Fußgänger mehr zu sehen ist, da der Fußgänger schon längst die Fahrbahn gequert hat.
Tradition in der Grazer Verkehrspolitik
Seit mehr als 20 Jahren hat das Prinzip der „Sanften Mobilität“ Tradition, festgeschrieben in den Leitlinien 2000“. Die „sanften“ Verkehrsmittel, also der nichtmotorisierte Verkehr sowie der öffentliche Nahverkehr werden gefördert. Maßnahmen zugunsten des KFZ- Verkehrs werden seither nur mehr im unbedingt erforderlichen Ausmaß gesetzt.
Prioritäten an Lichtsignalanlagen
Unabhängig von der Verkehrspolitik steht für die Steuerung der Lichtsignalanlagen an oberster Stelle die Verkehrssicherheit. Die verkehrspolitisch oberste Priorität hat die Beschleunigung des Öffentlichen Verkehrs, das Prinzip „Wartezeit Null für den ÖPNV“ konnte bereits in sehr hohem Ausmaße (etwa zu 70 – 85%) erreicht werden.
In nächster Priorität sollte die Reduzierung der Emissionen erreicht werden. Dazu wurde die Verbesserung der Grünen Wellen für den Autoverkehr mit adaptiver Netzsteuerung angegangen. Die Emissionen konnten dabei jedoch nicht wirklich reduziert werden, da mit der Flüssigkeit des Autoverkehrs eher die Lust am Autofahren gefördert wurde.
Die Förderung des Fußgängerverkehrs an Ampelanlagen, anfangs auf Maßnahmen der Verkehrssicherheit beschränkt, hat erst in den letzten zwei Jahren einen aktiven Schwerpunkt in der Grazer Verkehrspolitik bekommen, wobei vor allem versucht wird, verfügbare Spielräume zugunsten der Fußgänger zu nutzen und mit Verkehrssicherheitsmaßnahmen zu verbinden.
Herkömmliche Signalprogramme
Während an vollständig signalisierten Knoten Grünphasen und Räumzeiten für die Fußgänger ohne viel Ermessensspielraum in die Gesamtsituation integriert werden müssen, schien ein Potential für wirksame Verbesserungen an Fußgänger-Druckknopfampeln gegeben.
In Graz gibt es als Querungshilfen für Fußgänger 126 Druckknopfampeln. Diese werden in der Regel so gesteuert, dass die Anlage in der Stellung „Dauergrün für den KFZ- Verkehr“ und „Rot für Fußgänger“ verharrt, bis sich ein Fußgänger mittels Druckknopf anmeldet. Nach Ablauf einer Räumzeit wird auf die Grünphase für Fußgänger umgeschaltet.
Anschließend kehrt das Signalprogramm wieder in das Grün der KFZ- Verkehrs (in Deutschland häufig auf „Dunkel“) zurück. Nun muss eine Mindestgrünzeit für den Autoverkehr abgewartet werden, bevor die Anlage wieder für eine neuerliche Fußgängerphase bereit ist. Daraus entstehen die von den Fußgängern nicht gern akzeptierten Wartezeiten.
Besonders lange müssen Fußgänger auf eine Grünphase warten, wenn diese Druckknopfampel in eine Grüne Welle eingebunden und der Rhythmus der KFZ- Pulks abzuwarten ist. Da in Graz Umlaufzeiten - kapazitätsbedingt für den Autoverkehr - bis zu 100 Sekunden Verwendung finden, sind für die Fußgänger Wartezeiten in ebensolcher Größenordnung in Kauf zu nehmen. Daher wurden Alternativen gesucht, diese Mängel an Fußgänger-Druckknopfampeln zu beheben.
Modellversuch „Fußgänger stört Grüne Welle“
Einer dieser Versuche wurde an der stark frequentierten Radroute Neubaugasse unmittelbar an einer Schule durchgeführt. Fußgänger und Radfahrer mussten zum Queren der Keplerstraße bis zu 100 Sekunden warten, weil die Druckknopfampel auf die Grüne Welle des KFZ- Verkehrs mit einer wichtigen, benachbarten Ampelanlage koordiniert war. Als „Zugeständnis“ an die Querenden wurde während des Tages die Grünphase ständig geschaltet, ohne den Druckknopf betätigen zu müssen. Damit konnte wenigstens den zufällig bei Grün eintreffenden Fußgängern eine sofortige Querung ermöglicht werden.
Wunsch der Politik war es, die Wartezeit für Fußgänger/ Radfahrer auf maximal 50 Sekunden zu begrenzen. Daher entschloss man sich für den Modellversuch, diese Fußgängerampel aus dem Koordinierungsverband herauszunehmen und mit Druckknopfanmeldung zu betreiben.
Seitens der Autofahrerlobby herrschten naturgemäß Bedenken, dass die kürzeren Intervalle der Fußgängerphase den ohnehin schon im Staubereich des benachbarten Knotens stockenden Verkehrsfluss unzulässig aufstauen würden.
Auswirkungen
Statt bisher 35 fixen Grünphasen pro Stunde können sich nun Fußgänger/ Radfahrer bis zu 60 Grünphasen pro Stunde anfordern. Die maximale Rotzeit für Fußgänger/ Radfahrer beträgt nur mehr maximal 50 Sekunden.
Neben diesen erwünscht positiven Auswirkungen auf Fußgänger/ Radfahrer wurden aber auch die Auswirkungen auf den KFZ- Verkehr untersucht. Erstaunlicherweise wurde durch die neue Schaltung in der Morgenspitze vor der Druckknopfampel ein um 10% kürzerer und in der Nachmittagspitze sogar ein um 35% kürzerer Rückstau gemessen. Noch dazu war bei diesem Vorher - Nachher Vergleich das Verkehrsaufkommen nachher um 30 bis 40 % größer.
Dieses verblüffende Ergebnis wurde dadurch möglich, dass - besonders am Nachmittag - nicht alle Grünphasen für den Querverkehr benötigt werden und daher der KFZ- Verkehr zeitweise von Fußgänger/ Radfahrer ungestört fließen kann.
Die modellhaft neue Fußgänger/ Radfahren- freundliche Schaltung hat also nicht nur den Fußgängern/ Radfahrern eine deutliche Verkürzung der Wartezeit, sondern auch dem Verkehrsfluss des KFZ- Verkehrs Vorteile gebracht. Bisher ungenutzte Reserven konnten durch diese neue Ampelschaltung sinnvoll genutzt werden.
Folgeprojekte
Inzwischen wurden 18 von 27 in Grünen Wellen gelegene Druckknopfampeln aus der Koordinierung genommen. Dadurch konnten die sehr langen Wartezeiten durchwegs auf maximal 50 Sekunden reduziert werden. An einigen dieser Anlagen wurde dieser Bonus für die Fußgänger jedoch nur außerhalb der Verkehrsspitzen freigegeben. Die störenden Auswirkungen auf den Autoverkehr halten sich in Grenzen. Wie beim Modellversuch werden nicht alle möglichen Fußgängerphasen ausgenutzt.
Grenzen für eine generelle Anwendung ergeben sich allerdings aus Verkehrssicherheitsaspekten bei sehr kurzen Abständen zu signalisierten Knoten und aus der Abwägung der Relation der Verkehrsstärken von KFZ und Fußgänger/ Radfahrern.
Modellversuch „Dauergrün für Fußgänger“
Eine stark frequentierte Fußgänger/ Radfahrer- Achse am Edeggersteg quert im Grazer Citybereich zwei wichtige Cityerschließungsstraßen (Einbahnen). Während in den Verkehrsspitzen die KFZ- Verkehrsstärken höher sind, dominiert am Abend und am Wochenende der querende, nicht motorisierte Verkehr. Daher bietet es sich geradezu an, in Zeiten des schwachen Autoverkehrs die Prioritäten der Ampelschaltung zugunsten der Fußgänger umzudrehen. Der Modellversuch wurde an beiden Kreuzungen ausgeführt.
Die neue Grundidee
An herkömmlichen Fußgängerampeln werden Fußgänger, ausgehend von einem Dauergrün für den KFZ- Verkehr nur nach Anmeldung bedient. Diese Priorität wird im Modellversuch umgedreht: Grundzustand ist „Dauergrün für Fußgänger“ und KFZ müssen sich anmelden. Allerdings brauchen die Autofahrer keinen Druckknopf betätigen, ihre Annäherung wird mittels Induktionsschleifen in der Fahrbahn automatisch registriert.
Die Signalsteuerung
Im neuen Signalprogramm mit dem modellhaft demonstrativen Vorrang für den Fußgängerverkehr werden die sich nähernden KFZ etwa 100 m vor der Fußgängerampel registriert und lösen ein Umschalten in die Grünphase des KFZ- Stromes aus. Bei 40 km/h bekommt das KFZ Grün, ohne anhalten zu müssen.
Während des normalen Werktagsverkehrs ergibt sich aufgrund der permanenten KFZ- Anmeldungen ein fixes Signalprogramm mit einer Umlaufzeit von 40 Sekunden, welches nur kurze Wartezeiten für Fußgänger (maximal 28 Sekunden) verursacht und dem KFZ- Verkehr eine knappe, aber für die Verkehrsstärken ausreichende Freigabezeit ermöglicht.
Das Dauergrün für die Fußgänger kommt in Schwachlastzeiten mit wenig KFZ- Verkehr zum Tragen.
Vorteile für die Fußgänger
Die konventionelle Lösung war mit einer Umlaufzeit von 80 Sekunden in Spitzenzeiten und 60 Sekunden in Schwachlastzeiten eindeutige zugunsten des KFZ- Verkehrs ausgelegt. Fußgänger mussten – trotz mancher längerer Zeitlücken im KFZ- Verkehr – die überdimensioniert langen Grünzeiten des KFZ- Stromes bis zu 80 Sekunden abwarten.
Die modellhaft neue Fußgänger-gerechte Lösung bietet nun Vorteile:
- Die Wartezeiten der Fußgänger liegen immer unter 30 Sekunden, sodass die Akzeptanz des Wartens der Fußgänger auf die Freigabe sehr groß ist.
- Komfort und Wertschätzung des nicht motorisierten Querverkehrs steigt auf ein bisher unübliches Ausmaß an.
- Bei wenig KFZ- Verkehr werden alle Zeitlücken zugunsten einer dauernden Freigabe des Fußgängerverkehrs geschaltet, sodass die Fußgänger gar nicht in Versuchung gebracht werden, das Rotlicht zu missachten.
- Es ist zu erwarten, dass mit dieser Modelllösung auch die Verkehrssicherheit erhöht wird, Vergleichszahlen liegen noch nicht vor.
Auswirkungen auf den KFZ- Verkehr
- Der Auslastungsgrad der Grünphasen des KFZ- Verkehrs in den Verkehrsspitzen wird zwar erhöht, erreicht aber – außer im Vorweihnachtsverkehr - keine kritischen Grenzen.
- Bei wenig KFZ- Verkehr in den Schwachlastzeiten braucht der vereinzelte Autofahrer aufgrund der automatischen Registrierung nur eine Geschwindigkeitsreduktion, aber keinen Halt in Kauf nehmen.
- Der Priorität und Wertschätzung des nicht motorisierten Verkehrs steht also keine Geringschätzung des motorisierten Verkehrs, sondern eine ausreichende, aber nicht mehr so großzügige Wertschätzung gegenüber.
Folgeprojekte
Diese modellhafte Prioritätsumkehr mit „Dauergrün für die Fußgänger“ kann grundsätzlich an allen ähnlich gelagerten Fußgängerampeln angewandt werden. Derzeit ist man in Graz auf der Suche nach geeigneten Folgeprojekten.
Es sollte jedoch beachtet werden, dass dieses komfortable Dauergrün auch tatsächlich von einer gewissen Mindestanzahl von Fußgängern frequentiert wird. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Autofahrer trotz der geringen Störwirkung allein schon durch das häufige Rotlicht während der Annäherung derartige Steuerungen als reine Schikanen empfinden.
Resümee
Insgesamt kann die Experimentierfreudigkeit mit neuen Steuerungsstrategien für die Fußgängerdruckknopfampeln als gelungen bezeichnet werden. Es wurden nicht nur die Wartezeiten der Fußgänger verringert, auch das Klima der Fußgängerfreundlichkeit hat sich durch diese Maßnahmen verbessert. Die Benachteiligung des KFZ- Verkehrs hält sich in Grenzen, die Störungen von Grünen Wellen sind keineswegs dramatisch, an den Anlagen mit „Dauergrün für Fußgänger“ konnten keine wirklichen Nachteile nachgewiesen werden. Die Modellversuche werden beibehalten und können als Grundsatzlösungen für den weiteren Einsatz gesehen werden.
In Kürze
Um Fußgänger an Druckknopfampeln nicht lange warten zu lassen und Rotgeher zu vermeiden, geht man in Graz erfolgreich neue Wege: Fußgänger dürfen den Verkehrsfluss Grüner Wellen unterbrechen, an einzelnen Modellanlagen kriegen sie sogar „Dauergrün“ und Autofahrer müssen sich anmelden. Die Erfahrungen zeigen, dass sich die Nachteile für den Autoverkehr in Grenzen halten, weil bisher unbeachtete Freiräume der technischen Planung sinnvoll genutzt werden.
Dieser Artikel von Winfried Höpfl, der im Grazer Straßenamt das Referat für Lichtsignalanlagen leitet (Email:
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Renaissance der Zebrastreifen in Deutschland
1964 wurde das Vorrangrecht für Fußgänger auf Zebrastreifen in der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen. Aus Furcht, dies könnte den Autoverkehrsfluss negativ beeinflussen, gingen die Städte dazu über, Zebrastreifen abzubauen. Im damaligen Berlin(West) waren ca. zwanzig Jahre später nur noch 5 % der ehemals vorhandenen Fußgängerüberwege vorhanden. Parallel dazu nahmen die Fußgängerunfälle an Zebrastreifen drastisch zu und dies nicht deshalb, weil die Fußgänger ihren Vorrang nicht ordentlich wahrzunehmen in der Lage waren, sondern weil Kraftfahrer die Regelung nicht akzeptierten. Unfalluntersuchungen ergaben, dass nur bei etwa 1/4 der Kraftfahrer Geschwindigkeiten festgestellt wurden, die ein rechtzeitiges Anhalten vor dem Überweg überhaupt ermöglicht hätten. Wie ein Wirtschaftsförderungsprogramm brach die Signalisierung von Haupt- und Nebenstraßen über Deutschlands Städte hinein und es wurde über Jahrzehnte ohne weitere Nachweise verbreitet, dass Zebrastreifen die ohnehin schon gefährdeten Fußgänger noch mehr gefährden würden.
Die Autolobby bewertete damals dass „plötzliche“ hervortreten als negative Eigenart dieser Spezis, obwohl dies ja nur durch die unangemessene Geschwindigkeit der Autos so erscheint. Die derzeit in Österreich geführte Diskussion beinhaltet noch einen zusätzlichen und ebenso kuriosen Zungenschlag: Die schwächeren Verkehrsteilnehmer werden angeblich „bevorzugt“ und die Autofahrer fühlen sich dadurch „massiv und ungerechtfertigt benachteiligt“. Bekanntlich aber können auch in Österreich Autos von jedem Punkt zu einem anderen auf Autoverkehrsflächen gelangen; Fußgänger müssen, wenn sie die Fläche ihres Häuserblockes verlassen müssen, diese für sie gefährlichen Flächen queren. Mit Zebrastreifen kann man die Benachteiligung des Fußverkehrs in den Städten etwas abschwächen, aber keineswegs aufheben oder gar umkehren.
In Deutschland ergaben erst Ende des letzten Jahrhunderts durchgeführte sehr ausführliche Unfallanalysen eine eindeutig nachweisbare Erhöhung der Verkehrssicherheit durch ein möglichst dichtes Netz von Querungsanlagen und keine signifikante negative Ausprägung von Fußgängerverkehrsunfällen an Zebrastreifen. Diese waren nicht unsicherer als eine Querung an einer Lichtsignalanlage mit gleichzeitigen Abbiegeverkehr bei Grün für Fußgänger und anderen latenten Gefahren.Nur zahlreiche „Querungshilfen“ vermindern letztlich das Unfallrisiko.
Diese zumeist vom Bundesverkehrsministerium beauftragten Untersuchungen bestätigten nicht nur die jahrzehntelangen Forderungen des FUSS e.V. Fachverband Fußverkehr in Deutschland. Sie führten dazu, dass seit dem Jahr 2002 „Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen (R-FGÜ 2001)“ gelten, die die Einrichtung von Zebrastreifen nahelegen und gleichzeitig verbesserte Sichtbeziehungen vorschreiben, sowie die Einbeziehung weiterer baulicher Maßnahmen empfehlen. Obwohl die Einführungen in den Bundesländern teilweise unterschiedlich aussehen, kann in Deutschland von einer Renaissance der Zebrastreifen gesprochen werden. In Berlin, mit einem erweiterten Einführungserlaß, wurde gerade das erste „100-Zebrastreifen-Programm“ beendet und ein neues aufgelegt. Darüber hinaus beabsichtigt die Stadtverwaltung, die bisherige Obergrenze von ca. 150 Fußgängern pro Stunde höher zu setzen, weil sehr viele Fußgängerüberwege mittlerweile diese Anzahl deutlich überschreiten und sie dennoch weder den Autoverkehr behindern noch zu mehr Unfällen führen.
Quellennachweise:
- Westphal, E., Herzog-Schlagk, B.: Zebrastreifen - Schritte zur Fußgängerstadt, FUSS e.V. (Hrsg.), 2002, 56 S., 5,- Euro,
- Renaissance der Zebrastreifen, fußnote 4, AG Fußverkehr von SRL und FUSS e.V. (Hrsg.), 2002, 4 S., 0,50 Euro, jeweils plus Porto und Verpackung, FUSS e.V. Exerzierstr. 20, D-13357 Berlin,
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Weitere Informationen:
- Eine kurze Übersicht über die Regelungen in Deutschland finden Sie unter www.geh-recht.info > Fußverkehrsanlagen > Fußgängerüberwege (Zebrastreifen)
Dieser Beitrag von Bernd Herzog-Schlagk erschien im VCÖ-Magazin – Österreichs Zeitschrift für Mobilität und Zukunft, Ausgabe März 2007.
Die Veröffentlichung „Renaissance der Zebrastreifen“ ist bei uns für 0,50 Euro zzgl. Porto zu beziehen. Sie können Sie in unserem Online-Shop in der Rubrik Broschüren > Fußverkehr-Queren bestellen.
Bettelampeln
Ampelschaltungen für schnellen Autoverkehr
Im Jahr 2004 wurden in Hamburg 13 Kreuzungen versuchsweise mit sogenannten adaptiven Ampelschaltungen ausgestattet. Das bedeutet, dass die Autoverkehrsmengen gemessen und die Grünzeiten angepasst werden. Es bedeutet aber auch, dass FußgängerInnen und RadfahrerInnen nicht mehr automatisch grün bekommen, sondern dies über einen Taster anfordern müssen. Gleichzeitig wurden die Grünphasen für den nichtmotorisierten Verkehr verkürzt.
Begründet wird dies von der Baubehörde damit, dass sie „den städtischen Verkehr durch Optimierung von Lichtsignalanlagen verflüssigen“ will. Daraus ist zu erkennen, dass nur der motorisierte Verkehr zählt, FußgängerInnen und RadfahrerInnen jedoch als verkehrsbehindernde, lästige Begleiterscheinung betrachtet werden. Andere Städte haben erkannt, dass die Lebensqualität nicht durch rasende Autos sondern durch attraktive Fuß- und Radwege erhöht wird. Der Hamburger Senat setzt dagegen noch immer auf die wachsende Autostadt. Statt in bequeme Fußwegenetze und gute Radwege sollen bis 2010 20 Millionen Euro in die Umrüstung und den Unterhalt dieses Systems gesteckt werden. Dabei sollen nach und nach weitere Kreuzungen in der ganzen Stadt einbezogen werden.
Die Interessen der besonders betroffenen Menschen wie Alte, Behinderte, Kinder, Umsteiger in öffentlichen Verkehrsmitteln und aller, die sich ökologisch sinnvoll fortbewegen, werden dabei völlig vernachlässigt. Sie fühlen sich als Menschen zweiter Klasse. Sie werden sich angewöhnen, die letzten Meter zur Ampel zu hetzen, weil vielleicht noch niemand gedrückt hat. RadfahrerInnen können nicht mehr vorausschauend fahren, um die Ampel genau zur Grünphase zu erreichen. Dem Umstieg vom Auto zu umweltfreundlichen, stadtverträglichen Verkehrsträgern wird eine weitere Hürde in den Weg gestellt – es wird noch weniger attraktiv, ohne Auto unterwegs zu sein. Zu befürchten ist auch, dass die Neigung zur Rotlichtmissachtung steigen wird.
Erfahrungsgemäß wird das Verflüssigen des Autoverkehrs durch adaptive Schaltungen nur punktuell und zeitlich begrenzt zu besserem Autoverkehrsfluss führen - solche Maßnahmen haben bislang immer nur noch mehr Verkehr erzeugt, die diesen Effekt mehr als aufgefressen haben.
Um die HamburgerInnen zu informieren und den Betroffenen eine Stimme zu verleihen, sammeln die beteiligten Verbände ADFC, FUSS e.V., VCD und die „Bürgerinitiative Ring 2“ derzeit Unterschriften gegen die Bettelampeln.
Die Forderungen sind:
- An allen Kreuzungen automatische Grünzeit für Fußgänger und Radfahrer mit jedem Ampelumlauf.
- Keine Grünzeitverkürzung für Fußgänger und Radfahrer zu Gunsten abbiegenden Autoverkehrs.
- Die Grünzeit muss so bemessen sein, dass auch langsame Menschen in einem Zug, ohne Warten auf der Mittelinsel, die Straße überqueren können.
- Eine Grünschaltung für Fußgänger und Radfahrer kurz vor dem Autoverkehr, da diese bei Abbiegeverkehr zu mehr Sicherheit beiträgt.
Uns interessiert, ob es auch in anderen Städten schon Erfahrungen mit adaptiven Ampelschaltungen und evtl. dem Widerstand dagegen gibt. Über eine Information würde ich mich freuen:
Weitere Informationen:
Dieser Artikel von Sonja Tesch ist in mobilogisch! , der Vierteljahres-Zeitschrift für Ökologie, Politik und Bewegung, Heft 1/2006, erschienen.
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Fußgängerquerung von Fahrbahnen
Acht von zehn innerörtliche Unfälle mit Fußgängerbeteiligung geschehen für die Fußgänger beim Queren einer Fahrbahn. Dieser Vorgang ist aber nicht nur gefährlich, sondern häufig auch sehr unkomfortabel (z.B. lange Umwege, lange Wartezeiten, etc.). Das das nicht so sein muss, damit beschäftigen sich die folgenden Beiträge:
- www.geh-recht.de > Fußverkehrsanlagen > Querungsanlagen (Aussagen aus den Regelwerken)
- www.geh-recht.de > Neue bzw. veränderte Planungsgrundlagen
- Querungsanlagen für Fußgänger Broschüre Quer-Buch (Projektbeschreibung)
- Querungsanlagen im Fußwegenetz (mobilogisch!-Artikel, 1/09)
- www.fussverkehrs-check.de
- www.fussverkehrs-audit.de
Fußgängerüberwege (Zebrastreifen) sind mindestens genauso sicher bzw. unsicher, wie die anderen Querungsanlagen. Deshalb gab es Anfang des Jahrhunderts eine völlige Neubewertung und auch eine neue Richtlinie. Das ist noch nicht in allen Bundesländern und Kommunen so angekommen:
- www.geh-recht.de > Fußverkehrsanlagen > Fußgängerüberwege (Zebrastreifen) (Aussagen aus den Regelwerken)
- Renaissance der Zebrastreifen in Deutschland (Presseerklärung, 3/07)
- Renaissance der Zebrastreifen als PDF (fußnote 4, März 2002)
- Renaissance der Zebrastreifen BUVKO-Arbeitsgruppe (mobilogisch-Artikel, 2/13)
Die Richtlinie für die Anlage von Lichtsignalanlagen ist 2010 neu erscheinen. Es folgen eine kritische Einschätzung der Richtlinie und weitere Beiträge zu einzelnen Aspekten:
- Neue Richtlinien für Lichtsignalanlagen RiLSA 2010: Kritische Einschätzung (mobilogisch!-Artikel, 3/10)
- ROT-GRÜN: Ziel ist eine Fußgängersignalisierung im „Design für Alle“ (mobilogisch-Artikel, 2/13)
- Fußgänger-Wartezeit Null an Grazer Ampelanlagen (mobilogisch!-Artikel, 1/10)
- Bettelampeln (mobilogisch!-Artikel, 1/06)
- Infopaket Ampeln (Projektbeschreibung)
- www.gruenpfeil.de
- Wieso gibt es eigentlich noch den Grünpfeil? (mobilogisch-Artikel, 3/15)
- Der Grünpfeil kleines Blechschild, große Wirkung (Presseerklärung, 3/06)
- Der Grünpfeil Kleines Blechschild, große Wirkung als PDF (fußnote 7, Dezember 2005)
- Rote-Ampeln sollen nur für Autos gelten? (mobilogisch-Artikel, 1/14 sowie mobilogisch-Diskussion 2/14 und 4/14)
Informationen über weitere Querungsanlagen:
- Vorgezogene Seitenräume, Mittelinseln und Mittelstreifen (Gehwegausweitungen) (Aussagen aus den Regelwerken)
- Plateaupflasterungen, Teilaufpflasterungen und Gehwegüberfahrten (Aussagen aus den Regelwerken)
- Mittelstreifen: Neue Projekte, gute Erfolge (mobilogisch!-Artikel, 2/09)
- Kreisverkehr als Querungsanlage für Fußgänger (mobilogisch!-Artikel, 1/07)
- Mischverkehrsflächen als Querungsanlage (mobilogisch!-Artikel, 3/08)
Zum Themenkomplex Fußgängerquerung von Fahrbahnen sollten Sie auch die Themengruppe Verkehrssicherheit für Fußgänger beachten.