Zugeparkte Fahrbahnränder, nicht erreichbare Häuser? Berlins Stadtreinigung hat eine Lösung: Sie stellt Stege an den Bordstein. Davon profitieren auch Fußgänger, schiebende Radfahrer, Handwerker und Boten.

Viele Straßen sind fast lückenlos zugeparkt und damit die Häuser von der Fahrbahn nicht mehr direkt erreichbar – für Feuerwehr und Müllabfuhr, Taxi-Fahrgäste und Fahrradboten und nicht zuletzt alle Menschen, die zu Fuß von der anderen Straßenseite kommen. Dazu gibt es jetzt eine so simple wie schlaue Innovation der Berliner Stadtreinigung (BSR): Sie stellt einfach kleine Stege an den Fahrbahnrand, die nicht zugeparkt werden können.

„Transportüberwege“ nennt das Landesunternehmen diese Stege. Die Holz-Metall-Konstruktion ist so einfach wie wirksam: in der Mitte eine meterbreite Metallrampe, links und rechts Geländer im auffälligen Müllwerker-Orange. Aufgestellt sind bisher zwölf in den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof Schöneberg, jeweils an abgesenkten Bordsteinkanten jeweils genau vor Hauseingängen.

Davon profitieren viele: die Müllwerker rollen die Tonnen direkt zu ihren Wagen. Zu Fuß kommt man komfortabel drüber, ebenso mit Kinderwagen. Mit Rollstuhl oder Rollator kann es wegen der steilen Kanten der Rampe Probleme geben, aber das ließe sich ändern. 

Die BSR ist rundum zufrieden. „Unsere Erfahrungen sind in den beiden Bezirken bisher sehr gut. Bis auf ein paar kleine Schmierereien gab es bisher keine Probleme. Die Anwohner befürworten die Übergänge, da sie auch selber davon profitieren“, berichtet ihr Sprecher Thomas Köhler. Und, für Berlin nahezu sensationell: „Es gab während der Testphase keine Beschwerden durch Anwohner oder Anlieger.“ Die Stege sind offenbar zu schmal, um bei Autofahrern Widerstand zu provozieren. Und ihre Sinnhaftigkeit ist zu deutlich.

Die Stege taugen allerdings nicht für jedes Haustor. In alten Berliner Mietsblöcken sind diese Tore oft auch die Wege zum Hof für die Feuerwehr. Solche Einfahrten dürfen nicht beparkt oder zugestellt werden. Für andere Orte widerspricht die BSR Sicherheitsbedenken: „Im Notfall können Rettungskräfte den Transportüberweg als Durchgang nutzen oder sogar komplett zur Seite ziehen, da er nicht fest im Boden verankert ist.“

Natürlich durfte der Müllbetrieb die Stege nicht einfach so aufstellen. Für jede einzelne muss das Ordnungsamt eine Sondernutzung genehmigen. Das ist zumindest theoretisch nicht nur denkbar, wenn der Antrag von der Stadtreinigung kommt. Die Stege taugen für viele Orte, vor allem in dicht bebauten und beparkten Straßen. Es muss auch nicht im leuchtenden BSR-Orange sein. Bauen lassen könnte sie auch jeder andere; die Modelle wirken nicht sehr teuer. Ob sie aufgestellt werden dürfen, steht und fällt mit dem guten Willen des jeweiligen Ordnungsamts. Wer in seiner Stadt Chancen sieht, sollte einfach mal fragen. Es fällt ja nur etwa ein fünftel Autoparkplatz weg.

So positiv die Stege für die BSR wie für viele andere sind: Das Unternehmen sieht sie nur als Zwischenlösung. Thomas Köhler: „Unser Ziel ist, dass langfristig sogenannte Gehwegvorverlegungen gebaut werden.“ Das Ziel von FUSS e.V. auch. Wenn irgendwo die Gehwegnase einen Steg ersetzt, dann kann dieser problemlos vors nächste Haus wandern.